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Oscars: "Corsage" nicht nominiert, aber Sieges-Chance für Österreicherin

(c) Alamode / Panda Film
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Marie Kreutzers Sisi-Film „Corsage“, in dem auch Florian Teichtmeister mitspielt, hat keine Chancen auf eine Trophäe. Gleich für mehrere Oscars nominiert wurde „Im Westen nichts Neues“. Auch die österreichische Cutterin Monika Willi hat Chancen auf einen Preis.

Die Academy of Motion Picture Arts and Sciences in Los Angeles gab heute bekannt, welche Filme heuer zu den 95. Oscars nominiert werden: Marie Kreutzers Sisi-Film „Corsage“, der auf der Shortlist war, ist keiner der fünf Filme, die für einen Auslandsoscar nominiert wurden. In dem Österreichbeitrag spielt auch Florian Teichtmeister mit, der sich wegen des Besitzes von Bildern, die Missbrauchs von Kindern zeigen, vor Gericht verantworten muss. Chancen auf einen Auslandsoscar hat aber der deutsche Beitrag „Im Westen nichts Neues“ mit dem Wiener Schauspieler Felix Kammerer in der Hauptrolle. Dieser wurde auch in der Hauptkategorie Bester Film nominiert.

Insgesamt hat die Adaption von Erich Maria Remarques gleichnamigem Roman Chancen auf neun Oscars. In der Auslandsoscar-Kategorie, die eigentlich Bester internationaler Film heißt, ist „Im Westen nichts Neues“ Favorit. Seine Konkurrenten sind „Argentina, 1985" (Argentinien), „Close” (Belgien), „EO” (Polen) und „The Quiet Girl” (Irland). „Im Westen nichts Neues“ (englischer Titel: „All Quiet on the Western Front") wurde vergangene Woche mit 14 Nominierungen Überraschungsfavorit bei den britischen Filmpreisen Bafta.

Cutterin Monika Willi hat Oscar-Chancen

Chancen auf einen Oscar für den Besten Schnitt hat eine Österreicherin: Cutterin Monika Willi wurde mit „Tár“ nominiert, Todd Fields Film über eine fiktive Chefdirigentin, gespielt von der ebenfalls nominierten Cate Blanchett. Filmstart in Österreich ist März. Willi hat auch mehrfach mit Regisseur Michael Haneke zusammengearbeitet, etwa bei „Das weiße Band“ und „Amour“, außerdem machte sie etwa den Schnitt bei Ulrich Seidls „Sparta“.

Bei der Anzahl der Nominierungen führt „Everything Everywhere All at Once". Die Zeitebenenkomödie wurde in elf Kategorien nominiert. Auf neun Nennungen brachte es "The Banshees of Inisherin" von Martin McDonagh, dahinter landete Baz Luhrmanns Musikerbiopic "Elvis" mit acht Gewinnchancen.

„Corsage"-Team gab Stellungnahme ab

Das Team von „Corsage" hat sich nach Bekanntgabe der Oscar-Nominierungen mit einer kurzen Stellungnahme zu Wort gemeldet. Über die Gründe der Entscheidung wolle man nicht spekulieren. Da im Film aber ein Schauspieler mitgewirkt habe, "der wegen des Besitzes von sexuellen Missbrauchsdarstellungen Minderjähriger zum Leid unzähliger Kinder beigetragen hat", sei es „nicht mehr vorrangig", ob der Film für einen Preis nominiert werde oder nicht. Man müsse sich dem Thema Gewalt an Kindern stellen und dieses „noch stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit" bringen. Dafür arbeite man mit Kinderschutzorganisationen zusammen, so Regisseurin Kreutzer, Johanna Scherz und Alexander Glehr von der Produktionsfirma Film AG. Erst vor wenigen Tagen war bekanntgeworden, dass „Corsage" für den britischen Filmpreis Bafta nominiert ist.

„Im Westen nichts Neues"-Regisseur „ein bisschen überwältigt“

„Im Westen nichts Neues"-Regisseur Edward Berger zeigte sich angesichts der vielen Nominierungen „ein bisschen überwältigt“. Derzeit drehe er gerade in Rom, die Nominierungsverkündung habe er aber natürlich verfolgt. „Wir haben uns wahnsinnig zusammen gefreut“, sagte er.

In der Kategorie Bester Film ist die deutsche Netflix-Produktion namhafter Konkurrenz ausgesetzt, angefangen von „Everything Everywhere All at Once" über eine Waschsalonbesitzerin in den USA, die sich eines Tages in einem Multiversum wiederfindet, über das Freundschaftsdrama „The Banshees of Inisherin" von Martin McDonagh bis zu Baz Luhrmanns Musikerbiopic „Elvis", das insgesamt mit acht Nominierungen bedacht wurde.

Auch Steven Spielbergs autobiografisch gefärbter Film „The Fabelmans" ist in der Königskategorie genannt, neben sechs weiteren Gewinnchancen, u.a. für den Hollywoodveteranen als bestem Regisseur. Nachdem im Vorjahr mit Jane Campion („The Power of the Dog") eine Frau die Regietrophäe entgegennehmen durfte, sind heuer wieder ausschließlich Männer in dieser Sparte dabei. Spielberg, Kwan und Scheinert sowie McDonagh finden sich hier ebenso wie Field („Tár") und Ruben Östlund („Triangle of Sadness").

Bei den Hauptdarstellerinnen und Hauptdarstellern sind es etliche große Namen und einige Newcomer, die sich bei der Gala Mitte März Hoffnungen auf eine Auszeichnung machen dürfen: Für Cate Blanchett („Tár"), Ana de Armas („Blonde"), Andrea Riseborough („To Leslie"), Michelle Williams („The Fabelmans") und Michelle Yeoh („Everything Everywhere All at Once") wird es also ebenso spannend wie für das männliche Quintett, bestehend aus Austin Butler („Elvis"), Colin Farrell („The Banshees of Inisherin"), Brendan Fraser („The Whale"), Paul Mescal („Aftersun") und Bill Nighy („Living").

Bei den Nebendarstellern und Nebendarstellerinnen sind es eigentlich zwei Filme, die den Ton angeben: „Everything Everywhere All at Once" brachte es hier gleich auf drei Nennungen (Ke Huy Quan sowie Jamie Lee Curti und Stephanie Hsu) und liegt damit Kopf-an-Kopf mit „The Banshees of Inisherin" (Brendan Gleeson und Barry Keoghan sowie Kerry Condon). Komplettiert werden die jeweiligen Nominierungen durch Brian Tyree Henry („Causeway") und Judd Hirsch („The Fabelmans") sowie Angela Bassett („Black Panther: Wakanda Forever") und Hong Chau („The Whale").

Insgesamt werden die Oscars in 23 Kategorien vergeben. Nachdem es zuletzt keine fixe Moderation gab, wird heuer zum dritten Mal der Komiker Jimmy Kimmel durch die Gala führen, die am 12. März im Dolby Theatre in Hollywood stattfindet.

Die Oscar-Nominierungen in den wichtigsten Kategorien

Bester Film

  • „Im Westen nichts Neues”
  • „Avatar: The Way of Water”
  • „The Banshees of Inisherin”
  • „Elvis”
  • „Everything Everywhere All at Once”
  • „The Fabelmans”
  • „Tár” 
  • „Top Gun: Maverick”
  • „Triangle of Sadness”
  • „Women Talking”

Bester internationaler Film (Auslandsoscar)

  • „Im Westen nichts Neues”
  • „Argentinia, 1985” (Argentinien) 
  • „Close” (Belgiem)
  • „EO” (Polen) 
  • „The Quiet Girl” (Irland) 

Beste Hauptdarstellerin

  • Cate Blanchett („Tár”) 
  • Ana de Armas („Blonde”) 
  • Andrea Riseborough („To Leslie”)
  • Michelle Williams („The Fabelmans”) 
  • Michelle Yeoh („Everything Everywhere All at Once”) 

Bester Hauptdarsteller

  • Austin Butler („Elvis”) 
  • Colin Farrell („The Banshees of Inisherin”) 
  • Brendan Fraser („The Whale”) 
  • Paul Mescal („Aftersun”) 
  • Bill Nighy („Living”) 

Beste Nebendarstellerin

  • Angela Bassett („Black Panther: Wakanda Forever”) 
  • Hong Chau („The Whale”) 
  • Kerry Condon („The Banshees of Inisherin”) 
  • Jamie Lee Curtis („Everything Everywhere All at Once”) 
  • Stephanie Hsu („Everything Everywhere All at Once”) 

Bester Nebendarsteller

  • Brendan Gleeson („The Banshees of Inisherin”) 
  • Brian Tyree Henry („Causeway”) 
  • Judd Hirsch („The Fabelmans”)
  • Barry Keoghan („The Banshees of Inisherin”) 
  • Ke Huy Quan („Everything Everywhere All at Once”) 

Beste Regie

  • Martin McDonagh („The Banshees of Inisherin”) 
  • Daniel Kwan, Daniel Scheinert („Everything Everywhere All at Once”) 
  • Steven Spielberg („The Fabelmans”) 
  • Todd Field („Tár”) 
  • Ruben Östlund („Triangle of Sadness”) 

Bester Schnitt

  • Monika Willi („Tár")
  • Mikkel E.G. Nielsen („The Banshees of Inishern")
  • Matt Villa and Jonathan Redmond („Elvis”)
  • Paul Rogers („Everything Everywhere All at Once”)
  • Eddie Hamilton („Top Gun: Maverick”)

>> https://www.oscars.org/

(APA/her)

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