Grand Slam

Die politische Note der Australian Open

Viktoria Asarenka
Viktoria AsarenkaAPA/AFP/MARTIN KEEP
  • Drucken

Die gebürtige Russin Elena Rybakina und die Belarussin Viktoria Asarenka stehen ebenso im Halbfinale wie Karen Chatschanow.

Melbourne. Manch einer wollte weinen, viele andere witterten Gerechtigkeit wie Skandal und Tennis-Enthusiasten freuten sich auf ein spannendes Frauen-Halbfinale bei den Australian Open. So sehr sich Kritiker an der kasachischen Wimbledon-Siegerin Elena Rybakina aus Moskau und der Belarussin Viktoria Asarenka auch ob des laufenden Krieges in der Ukraine auch reiben, sie bieten beim ersten Grad-Slam des Jahres das beste Tennis. Rybakina besiegte Ex-French-Open-Siegerin Jelena Ostapenko aus Lettland mit 6:2, 6:4 und steht erstmals im Semifinale des Majors.

Die zweimalige Melbourne-Siegerin Asarenka ist ihre Gegnerin, sie bezwang Jessica Pegula (USA-3) glatt mit 6:4, 6:1.
Die 33-Jährige hat die Australian Open 2012 und 2013 gewonnen und steht zehn Jahre später wieder im Halbfinale. Die Weltranglisten-24. war zuletzt bei den US Open 2020 (Finale) so weit bei einem der vier Grand-Slam-Turniere gekommen. Ihre um zehn Jahre jüngere Gegnerin kam hier bislang nie über die dritte Runde hinaus.

„Werde Krieg nie unterstützen“

Damit hat dieses Turnier eine brisante politische Note. Sind Sportler aus Russland und Belarus in vielen anderen Weltsportarten suspendiert oder auch bei Olympia aktuell „nicht erwünscht“, gehen ATP- und WTA-Tour (bis auf den Grand Slam in Wimbledon) andere Wege. Dass dies mit vielen Protesten, Kritik und Unverständnis einherläuft, musste Asarenka schon mehrmals zur Kenntnis nehmen. Verweigerter Handshake (der Ukrainerin Marta Kostyuk) bei den US Open, Heulkrämpfe in Indian-Wells oder gelöschte Social-Media-Accounts – es ist ihr Alltag.

Dass sie sich „bestürzt“ über den Krieg zeigte, war vielen nicht genug, weil sie sie weiterhin dem belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko nahe wähnen. Es ging sogar so weit, dass Asarenka gar in New York bei einer Benefizverstaltung zugunsten der Ukraine nicht mitspielen sollte.

Sie nimmt es gelassen, zumindest nach außen hin. Die Revanche an Pegula, sie warf sie 2021 aus dem Turnier, ist gelungen. Asarenka fehlen somit nur noch zwei Siege zu einem märchenhaften Comeback und ihrem dritten Major-Titel. Es wäre der erste für sie als Mutter, Sohn Leo ist sechs Jahre alt. Und der Krieg, der ganze Wirbel um ihre Person? Schließlich sitzt sie im Spielerrat der WTA? „Ich habe meine Haltung zu diesem Thema sehr klar zum Ausdruck gebracht. Ich werde niemals Krieg unterstützen. Ich werde niemals Gewalt unterstützen.“

„Versteckt“, jetzt Center Court

Rybakina, eine gebürtige Russin, spielt seit 2018 für Kasachstan und bescherte dem Land mit dem Triumph beim Rasenturnier in Wimbledon 2022 – da waren erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg (Deutschland, Japan) mit Russland und Weißrussland zwei Nationen ausgeschlossen – ihren ersten Grand-Slam-Titel. Dass sie dafür keine Weltranglistenpunkte erhielt, fiel nicht weiter ins Gewicht.

In Melbourne wirkt sie entspannt, ob „versteckt“ auf Platz 13 oder anderen Nebenschauplätzen, auf denen sie zum Aufschlag vom Veranstalter eingeteilt worden ist. „Ich bin sehr glücklich, dass erste Mal hier im Halbfinale zu stehen. Ich bin weiterhin hier, um Tennis zu spielen.“

Auch bei den Männern steht ein Russe im Vordergrund. Karen Chatschanow, 26, und aus Moskau, profitierte beim Stand von 7:6 (5), 6:3, 3:0 von der Aufgabe des US-Amerikaners Sebastian Korda. Er steht damit wie schon bei den US Open wieder im Semifinale, in dem er am Donnerstag auf den als Nummer drei gesetzten Griechen Stefanos Tsitsipas treffen wird. „Zum zweiten Mal in Folge bei einem Grand-Slam im Halbfinale zu stehen, fühlt sich großartig an“, sagte der Olympia-Finalist.

(APA/dpa/red)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.