Haute Couture

Löwinnen und Hofnarren in Paris' Modezirkus

Schiaparelli Haute Couture 2023
Schiaparelli Haute Couture 2023beigestellt
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Vom Hofnarr bis zu großen Tieren - die Pariser Modewoche der Haute Couture stand ganz im Zeichen des Zirkus.

Seit Montag wird in Paris die hohe Schneiderkunst präsentiert, am Donnerstag finden über den Tag verteilt die restlichen Schauen statt, darunter Fendi. Das größte Augenmerk galt wohl dem Label Schiaparelli. XXL-Tierköpfe und 30.000 Swarovski-Kristalle trugen ihren Teil dazu bei.

Die US-Rapperin Doja Cat besuchte die Show der italienisch-französischen Marke in einem Gesamtlook in knalligem Rot: ein seidener Bustier mündete in einem perlenbesetzten Rock getragen zu roten Lackstiefeln. Dem nicht genug: 30.000 Swarovski-Kristalle bedeckten Dekolleté und Kopf der Sängerin und machten die Sängerin nur schwer erkenntlich. Make-Up-Artist Pat McGrath hatte fünf Stunden damit zugetragen, die Steinchen von Hand anzubringen.

Und was wäre ein internationaler Promiauflauf ganz ohne Auftritt einer Kardashian? Undenkbar, natürlich. Deshalb gab das jüngste, und reichste Clanmitglied, Kylie Jenner, mit ihrem Einmarsch quasi einen Teaser zur eigentlichen Schau: Sie trug ein bodenlanges schwarzes Bustierkleid, verziert mit einem hyperrealistischen Löwenkopf in Originalgröße - natürlich faux aus Schaumstoff, Wolle, Seide und Kunstleder. In den sozialen Medien sorgten die animalischen Looks trotzdem für Kontroversen, Daniel Roseberrys Designs wurden als „Glorifizierung der Trophäenjagd“ und „Förderung von Gewalt an Tieren“ interpretiert. Die Tierschutzorganisation Peta hingegen, sprach sich für die Designs aus. Präsidentin Ingrid Newkirk empfand sie als „fabelhaft innovativ“, weil sie ohne echtes Fell und Leder auskommen würden.

Naomi Campbell sollte dann später mit einem schwarzen Mantel mit Wolfskopf über den Laufsteg schreiten, auch ein Schneeleopardenkopf folgte. Kreativdirektor Daniel Roseberry hatte sich von „Dante's Inferno“ inspirieren lassen zu seinen animalischen Designs.

Dior

Dior Designerin Maria Grazia Chiuri zollte der französisch-amerikanischen Tänzerin und Jazzsängerin Josephine Baker mit ihrer Kollektion Tribut. Die Bürgerrechtsaktivistin kam 1925 nach Paris, im Zweiten Weltkrieg schloss sie sich der französischen Résistance an. Offenbar war sie Kundin des Modehauses. Die Kollektion ist weniger voluminös als die meisten Haute-Couture-Linien, erinnert an die Zwanzigerjahre.

Dior Couture Frühjahr/Sommer-Kollektion 2023
Dior Couture Frühjahr/Sommer-Kollektion 2023 beigestellt

Chanel

Zum dritten Mal bereits arbeitete Kreativdirektorin Virginie Viard mit dem französischen Künstler Xavier Veilhan zusammen, der den Grand Palais Ephémère diesmal in eine Art Manege verwandelte. Holztribünen rund um den Laufsteg, übergroße Skulpturen, die zu Beginn in die Arena gerollt wurden - vom Büffel, über ein Kamel bis hin zum Elefant. Modisch ging es ebenso zirkushaft zu. Die klassische Tweedjacke wurde um dicke runde Knöpfe ergänzt, Zylinder und Fliege, Raffungen und Rüschen, machte aus den Models halb-Clown, halb-Zirkusdirektorin.

Chanel Couture Frühjahr/Sommer-Kollektion 2023
Chanel Couture Frühjahr/Sommer-Kollektion 2023beigestellt

Valentino

Das französische Modemaison liefert bereits jetzt Inspiration für kommendes Weihnachten und Silvester. Wiederholt knalliges Pink, große Schleifen, Sakkos und Jacketts, Lametta-Zitate und Strass machen eine feierliche Kollektion aus.

Valentino Couture Frühjahr/Sommer-Kollektion 2023
Valentino Couture Frühjahr/Sommer-Kollektion 2023(c) Giovanni Giannoni

Giorgio Armani Privé

Inspirieren ließ sich Giorgio Armani für die 77 Looks vom Harlekin, dem Hofnarr sozusagen. Schon der diagonal karierte Laufsteg verriet das Spiel der Kollektion - das Rautenmuster fand sich ebenso auf Kleidern wieder. Statt den typisch grellen Farben bediente sich der Designer an blassen Tönen, Schwarz und Gold.

Giorgio Armani Privé  Frühjahr/Sommer-Kollektion 2023
Giorgio Armani Privé Frühjahr/Sommer-Kollektion 2023 (c) ALFONSO CATALANO

Männersache(n) in Paris

Schon zuvor (bis 22. Jänner) wurde in Paris herbstliche Männermode gezeigt. Etwas enttäuscht ließ allerdings Louis Vuitton die internationale Modepresse zurück, trotz Rosalias Auftritt: Vor der Show waren Gerüchte im Umlauf gewesen, das Modehaus würde seinen neuen Chefdesigner oder seine neue Chefdesignerin verkünden. Bewahrheitet hat sich das jedoch nicht. Stattdessen gab es viele Schichten an Jacken und Mänteln, teils mit Grafiken und Monogrammen. Kurios war die Kollektion des jungen Designers Ludovic de Saint Sernin. Gefeiert wurde „alles, was ihn jemals inspiriert hat“. Als „Y2K-Baby" sind das wohl Mikroröcke und Korsetts.

Ludovic de Saint Sernin Herbst/Winter-Kollektion 2023
Ludovic de Saint Sernin Herbst/Winter-Kollektion 2023beigestellt

Kim Jones, Kreativdirektor der Männerkollektionen bei Dior, bediente sich für sein Konzept wieder einmal an Literatur. Während der Schau wurde „The Waste Land“ rezitiert, T.S. Eliots episch schwieriges, melancholisches Gedicht, das er nach dem Ersten Weltkrieg geschrieben hat. Zur Passage über den Tod im Wasser gab es konzeptionelle Schwimmwesten mit farblich abgestimmten Auftriebskörpern und voluminöse A-Linien-Sturmjacken zu bestaunen.

Dior Winter-Herbst/Kollektion der Männer 2023
Dior Winter-Herbst/Kollektion der Männer 2023(c) YANNIS VLAMOS

Einen Neuanfang versuchte Alexandre Mattiussi, Gründer des Labels AMI. Statt auf bunte Farben, griff man zu gedämpften Tönen, etwa Ecru, Beige und Grau, zudem wurde das Logo verkleinert. Die langen Mäntel und weiten Hosen bedienen sich an einer Art Schlabberlook, sind aber dennoch mondän.

AMI Winter-Herbst/Kollektion der Männer 2023
AMI Winter-Herbst/Kollektion der Männer 2023(c) Getty Images (Pascal Le Segretain)

(sir/evdin)

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