Afghanistan

"Tod in Zeitlupe": Frauen appellieren an Schallenberg und Karner

Außen- und Innenminister werden aufgefordert, legale Aufnahmeprogramme für Frauen, Mädchen und Kinder aus Afghanistan zu schaffen, damit diese ihr Land verlassen können.

Die Situation von Frauen, Mädchen und Kindern in Afghanistan zu verbessern, haben sich Amnesty International Österreich (AI) und die Journalistin Antonia Rados auf die Fahnen - und nun auch in einen Offenen Brief an Außenminister Alexander Schallenberg und Innenminister Gerhard Karner (beide ÖVP) geschrieben. Die Idee: „Afghanische Frauen und Mädchen können nicht laut sein, aber wir in Österreich schon“, erklärt AI-Sprecherin Eleonore Rudnay der „Presse“. Gemeinsam mit mehr als 150 Frauen aus allen gesellschaftlichen Bereichen fordere man daher die politischen Verantwortlichen auf, „endlich aktiv zu werden, und Aufnahmeprogramme für Frauen und Mädchen aus Afghanistan zu schaffen“.

In dem Brief heißt es: „Aus den Augen – aus dem Sinn? Während die Welt – darunter auch Österreich – wegschaut, rutscht Afghanistan immer tiefer in eine akute Menschenrechts- und humanitäre Krise. Und was tun wir? Wir machen es wie die Kinder: Wir halten uns die Augen zu und tun so, als ob das Leid nicht existiert, wenn wir es nicht sehen. Aber das Leid der Frauen ist real und das Ausmaß der Unterdrückung und die Entrechtung von Frauen in Afghanistan sind beispiellos. Gemeinsam richten wir – Frauen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft, Nichtregierungsorganisationen und Medien – den dringenden Appell an Außenminister Alexander Schallenberg und Innenminister Gerhard Karner, für die am meisten gefährdeten Menschen, darunter Frauen, Mädchen und Kinder, legale Möglichkeiten zu schaffen, das Land zu verlassen und in Österreich Schutz zu erhalten.“ 

Denn trotz anfänglich gegenteiliger Beteuerungen hätten die Taliban seit ihrer Machtübernahme im August 2021 Maßnahmen zur systematischen Diskriminierung von Mädchen und Frauen eingeführt. „Die meisten dürfen nicht mehr in die Schule, nicht mehr in die Arbeit gehen“, wird aufgezählt. „Ein Spaziergang im Park ist ihnen verboten, am öffentlichen Leben können sie nicht teilnehmen und wenn sie das Haus verlassen wollen, dürfen sie das nur mit einem männlichen Verwandten. Im Dezember 2022 wurden Studentinnen dann auch von den Universitäten ausgeschlossen.“ 

Im Sommer 2022 habe Amnesty International daher unter dem Titel „Tod in Zeitlupe“ Berichte veröffentlicht, aus denen hervorgehe, dass Frauen und Mädchen in Afghanistan „kaum mehr ein menschenwürdiges Leben führen können, weil ihre Rechte in allen Lebensbereichen unterdrückt werden“.

(Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.