Morgenglosse

Gesundheitskrise: Wenn Lösungen neue Probleme bringen

Die Presse
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Wiens Gesundheitsstadtrat fordert, dass nur mehr Spitalsärztinnen und -ärzte, die Vollzeit angestellt sind, auch eine Wahlarztordination betreiben sollen. Das trifft vor allem Frauen, die sehr viel öfter Teilzeit arbeiten als Männer.

Wenn Lösungen neue Probleme bringen, sind es keine Lösungen. Wien hat etwa das Problem, dass es zu wenig Kassen- und zu viel Wahlärztinnen und –ärzte gibt. Der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) will es lösen. Er fordert deshalb, dass nur noch jene Spitalsärztinnen und -ärzte eine Wahlarztordination betreiben dürfen, die Vollzeit angestellt sind. Im Gegenzug sollen mehr Spitalsärztinnen und –ärzte eine Kassenordination betreiben. Ein „Tabubruch“, wie er sagt.

Nun sieht es in den Wiener Spitälern nicht viel anders aus als in anderen Berufssparten. Es sind Großteils Frauen, die Teilzeit arbeiten. In den acht Kliniken des Wiener Gesundheitsverbunds liegt die Teilzeitquote der Ärztinnen bei knapp 13 Prozent. Bei den Ärzten sind es hingegen nur rund vier Prozent.

Ungeachtet dessen, ob durch den Vorschlag Hackers das Problem der fehlenden Kassenordinantionen bewältigt werden kann, bringt diese Lösung demnach vor allem wieder für Frauen Probleme in der Arbeitswelt. Mit Blick auf den Gender-Pay-Gap etwas, das wir gar nicht brauchen können. Denn Österreich ist innerhalb der EU immer noch eines der Länder mit den größten geschlechtsspezifischen Lohnunterschieden. Stattdessen braucht es sehr viel mehr Maßnahmen, die eine echte Gleichstellung von Männern und Frauen am Arbeitsmarkt bringen. Und vor allem Politikerinnen und Politiker, die dieses Problem bei ihren Entscheidungen immer mitdenken.

Deshalb: Der Vorschlag Hackers ist vielleicht ein Tabubruch, eine Lösung aber sicher nicht.

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