Größter Kursrutsch seit Jahrzehnten

Pakistan droht eine Währungskrise

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Die Rupie brach am Donnerstag um fast zehn Prozent im Vergleich zum Dollar ein. Hinter dem Verfall steckt auch die akute Zahlungskrise des Landes, das verzweifelt nach frischem Geld sucht.

Pakistan droht eine Währungskrise. Die Rupie brach am Donnerstag um fast zehn Prozent im Vergleich zum Dollar ein - der stärkste Rückgang an einem Tag seit mehr als zwei Jahrzehnten. Zuvor war, wie vom Internationalen Währungsfonds gefordert, die Obergrenze für den Wechselkurs aufgehoben worden. Hinter dem Verfall steckt auch die akute Zahlungskrise des Landes, das verzweifelt nach frischem Geld sucht.

Die Devisenreserven reichen gerade noch aus, um die Importe für knapp drei Wochen abzudecken. Der IWF könnte nun die Kreditvergabe an das krisengeplagte Land wieder aufzunehmen. Der offizielle Wert der Währung schloss bei 255,4 Rupien je Dollar, nachdem der Kurs am Mittwoch noch bei 230,9 gelegen hatte, wie die Zentralbank mitteilte.

2019 hatte Pakistan IWF-Rettungshilfen in Höhe von sechs Milliarden Dollar (5,5 Milliarden Euro) bekommen. Diese Summe wurde im vergangenen Jahr aufgestockt, um dem Land nach den verheerenden Überschwemmungen zu helfen. Allerdings setzte der IWF dann im November die Auszahlungen aus, weil Pakistan keine weiteren Fortschritte bei der Haushaltskonsolidierung machte. Der Fonds will nicht nur, dass die Regierung ihr Haushaltsdefizit reduziert. Er drängt auch darauf, dass das Land zu einem marktbestimmten Wechselkurssystem übergeht.

Politische Probleme

Pakistan kämpft neben wirtschaftlichen seit langem auch mit politischen Problemen. In dem Land mit 220 Millionen Einwohnern hat seit der Unabhängigkeit von Großbritannien 1947 noch nie ein Ministerpräsident eine reguläre Amtszeit zu Ende gebracht. Es wurde fast die Hälfte der Zeit vom Militär regiert, die drei zivile Regierungen stürzte.

Devisenhändler erklärten, die Devisen-Obergrenze sei zum Wohle des Landes aufgehoben worden, da sie zu "künstlichen" Verzerrungen in der Wirtschaft geführt habe. Nach Angaben von JS Global, einem pakistanischen Maklerunternehmen, war der Rückgang des offiziellen Wechselkurses sowohl in absoluten Zahlen als auch prozentual gesehen der stärkste seit 1999.

Die pakistanische Börse reagierte positiv. Der Leitindex KSE 100 schoss um mehr als 1000 Punkte oder 2,5 Prozent in die Höhe. "Die Abwertung beseitigt die Unsicherheit über den weiteren wirtschaftlichen Fahrplan und die Wiederaufnahme des IWF-Programms", sagte Analyst Tahir Abbass vom Finanzhaus Arif Habib Limited. "Darauf reagiert der Markt positiv."

(APA)

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