Die FPÖ sollte nach Alexander Van der Bellens überstürzter Offensive gegen Blau einen Blumenstrauß in die Hofburg schicken – und nicht nur dorthin.
Es war ein recht unkonventioneller Rahmen, in dem man den Bundespräsidenten Mittwochnacht im Fernsehen zu sehen bekam: Zwei ORF-Redakteure in der Hofburg, dort wurde Alexander Van der Bellen in einem dunklen Raum mit Verhörlampe befragt, 20 Fragen sah das neue Format vor. Bei einer Art Homestory führte er dazwischen durch die Hofburg und erklärte etwa, welche Staatsmänner dort rauchen dürfen, schließlich bereitete er seinen Gästen noch einen Kaffee zu – die sichtlich beeindruckt schienen, dass ein Politiker imstande ist, eine Nespresso-Maschine zu bedienen.
Das alles wäre ja noch als semipolitisches Unterhaltungsprogramm einzuordnen – was aber im dunklen Interviewkammerl beredet wurde, war mehr als das. Anlässlich der Umfragen, die die FPÖ momentan vorn sehen, hat Van der Bellen gesagt, dass er die Freiheitlichen auch im Fall eines Wahlsiegs nicht zwingend mit der Regierungsbildung beauftragen oder Herbert Kickl angeloben würde.
Nicht falsch verstehen: Ein Bundespräsident ist dafür da, Korrektiv einer Gesellschaft zu sein, das beinhaltet nötigenfalls auch den Eingriff in demokratische Prozesse – aber wieso er sich eineinhalb Jahre vor der Nationalratswahl auf dieses demokratiepolitische Minenfeld bewegt, ist kaum nachvollziehbar. Denn wer sagt eigentlich, dass es überhaupt so weit kommt und Kickl die Wahl gewinnt? Hat uns die jüngere Geschichte nicht gelehrt, dass in eineinhalb Jahren alles über den Haufen geworfen werden kann? Dass Umfragen mitunter zu hinterfragen sind?