Die Angelobung des Bundespräsidenten im Reichsratssitzungssaal geriet letztlich nicht so harmonisch wie erwartet. Darauf hatte es Alexander Van der Bellen auch angelegt. Und die Freiheitlichen trugen das Ihre dazu bei.
Am Anfang gab es lautstarken Applaus für Alexander Van der Bellen aus den Reihen der Abgeordneten und „Bravo“-Rufe von der Tribüne. Doch es sollte nach geleisteter Gelöbnisformel nicht so harmonisch bleiben. Für erste Irritationen sorgte Bundesratspräsident Günter Kovacs, ein burgenländischer Sozialdemokrat. Er beklagte in seiner Rede, dass sich immer mehr Österreicher das tägliche Leben nicht mehr leisten könnten. Was in den Reihen der ÖVP, vor allem von Mandataren des Wirtschaftsbunds, mit Kopfschütteln quittiert wurde.
Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka hingegen hielt sich noch an das Harmoniegebot. Er streute dem alten und neuen Bundespräsidenten Rosen. Dieser sei der Hüter der Verfassung, der Wahrer des Rechtsstaats, ein Türöffner und Brückenbauer, ein Leitbild und Vertrauensgeber.
Dann war es Alexander Van der Bellen selbst, der einen Kontrapunkt setzte. Man erwarte nun wahrscheinlich eine dem Anlass entsprechende Rede von ihm, pointiert, aber nicht inhaltsleer, jedenfalls positiv gestimmt, so dass man hernach zwar nachdenklich, aber doch gut gelaunt wieder ins Freie treten könne, holte Van der Bellen aus. Aber da müsse er leider enttäuschen, er habe nicht vor, so etwas zu bieten. Denn dafür sei die Lage zu ernst. Man sei dabei, die Zukunft abzuschaffen. „Wir werden unseren gewohnten Alltag verändern müssen.“