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Tesla: Die Anleger kehren zurück

A Tesla supercharging station in California
A Tesla supercharging station in CaliforniaREUTERS
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Tesla hat 2022 einen Rekordgewinn erzielt. Die Aktionäre sind begeistert. Dass Firmenchef Elon Musk vor einer Rezession warnt, schreckt sie diesmal nicht.

Die Tesla-Story zieht wieder. Nach der Präsentation der jüngsten Quartalszahlen am Mittwochabend vollzog die Aktie des US-amerikanischen E-Autobauers einen regelrechten Kurssprung, am Donnerstag lag das Papier vorbörslich sieben Prozent im Plus. Dabei waren die Zahlen durchwachsen: Das Unternehmen hat im Vorjahr den Gewinn um 128 Prozent auf 12,6 Milliarden Dollar gesteigert. Der Umsatz kletterte um 51 Prozent auf 81,5 Milliarden Dollar. Im vierten Quartal betrug das Wachstum aber nur noch 37 Prozent im Jahresvergleich auf 24,32 Mrd. Dollar. Die Bruttomarge (Automotive Gross Margin) fiel von 28 Prozent im Schlussquartal 2021 auf nunmehr 26 Prozent.

Die Aktie stieg dennoch zeitweise auf 155 Dollar und damit auf ein Fünfwochenhoch. Anfang Jänner war die Aktie auf 108 Dollar gefallen, nachdem sie im November 2021 nach einem beispiellosen Höhenflug auf mehr als 400 Dollar geklettert war. Auf Zehnjahressicht ist Tesla mit einer beinahe Versechzigfachung noch immer die zweitbeste Aktie im S&P 500 nach dem Prozessorendesigner Nvidia.

Ist Musk zu sehr abgelenkt?

Gegen Ende des Vorjahrs haben massive Preissenkungen, die Tesla Kunden in den USA und in China gewährt hat, die Sorge eskalieren lassen, dass das Unternehmen erstmals in seiner Geschichte an einer schwächeren Nachfrage leiden könnte. In den Jahren davor hatte Tesla stets das Problem, dass man mit dem Produzieren nicht hinterherkam.

Auch wurden Sorgen laut, dass Firmenchef Elon Musk durch die Übernahme der Nachrichtenagentur Twitter zu sehr abgelenkt wäre, um sich ausreichend um Tesla kümmern zu können. Zudem polarisierte Musk auf Twitter mit einigen Aussagen sehr stark, was wiederum die Sorge verstärkte, er könnte die Marke Tesla beschädigen. Zu seinem Image meinte Musk bei einer Telefonkonferenz nun: „Ich bin vielleicht bei einigen nicht beliebt. Aber bei der überwiegenden Mehrheit der Menschen spricht meine Anzahl an Followern für sich.“

„Mr. Tweet“ steht vor Gericht

Musk hat auf Twitter mehr als 127 Millionen Follower. Seit Kurzem nennt er sich dort Mr. Tweet, nachdem ihn ein Anwalt kürzlich versehentlich so angesprochen hat. Musk muss sich derzeit vor einem Gericht für seine umstrittenen Tweets aus dem Jahr 2018 verantworten, die ihm eine Anlegerklage eingebracht haben. Er hat damals getwittert, Tesla um einen Preis von 420 Dollar je Aktie von der Börse nehmen zu wollen, die Finanzierung wäre gesichert. Die Aktie, die damals deutlich weniger kostete, schoss in die Höhe, um dann wieder deutlich nachzugeben. Die Kläger werfen Musk Betrug vor. Nun muss entschieden werden, ob Musk wissentlich falsche Angaben gemacht hat und ob den Klägern tatsächlich dadurch ein Schaden entstanden ist. Immerhin kostet die Aktie (bereinigt um Splits) inzwischen ein Vielfaches.

Von den jüngsten Quartalszahlen zeigte sich Musk begeistert. „Es war ein fantastisches Jahr, unser bislang bestes“, sagte er. Zugleich erneuerte er seine Warnung, dass es heuer wahrscheinlich zu einer schweren Rezession kommen könnte. Das hätte dann wohl auch negative Auswirkungen auf die Nachfrage nach neuen Tesla-Autos. Die Anleger schien das diesmal aber nicht zu stören.

Die ersten Analystenkommentare zu den Zahlen fielen ebenfalls positiv aus: Die Schweizer Großbank UBS hat die Kaufempfehlung erneuert und bleibt bei einem Kursziel von 220 Dollar. Das operative Ergebnis (Ebit) des Elektroautobauers habe der Konsensschätzung entsprochen, hieß es. Allerdings sei die bereinigte Bruttomarge schlechter als erwartet ausgefallen und dürfte zu sinkenden Markterwartungen 2023 führen. Auch Goldman Sachs rät zum Kauf und sieht ein Kursziel von 200 Dollar. Der Umsatz liege zwar um ein Prozent unter der Konsensschätzung, der Gewinn habe hingegen die Markterwartung übertroffen. Letzteres gelte auch für den durchschnittlichen Verkaufspreis.

Tesla will im laufenden Jahr 1,8 Millionen Autos ausliefern. Das tatsächliche Potenzial sehe er eher bei zwei Millionen, erklärte Musk. Doch könne man externe Faktoren nicht beeinflussen. Der Konzern bekräftigte, auf längere Sicht weiter ein Jahreswachstum von 50 Prozent anzupeilen. Das kam gut an, denn im Vorjahr hatte Tesla das 50-Prozent-Ziel verfehlt. Die Auslieferungen stiegen um 40 Prozent auf 1,3 Millionen Fahrzeuge. Das Wachstumsziel gilt jedoch nur im Durchschnitt.

Sorgen wegen Preissenkungen

Mit den vor Kurzem auch in Österreich massiv gesenkten Preisen kurbelt der Autobauer die Nachfrage nun zwar an. Laut Analysten nehmen dadurch aber die Restwertrisiken zu. „Seine Kapazitäten kann Musk nur auslasten, wenn er in den Preiskrieg geht“, sagt Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer zu Reuters. Durch die Preisabschläge von bis 20 Prozent sinke der Wert der Fahrzeuge.

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