Kunst

Die Albertina triggert die Angstlust

Albertina
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Meister der Druckgrafik: „Dürer. Munch. Miro“ zeigt die Bilder-Massenware, die Menschen immer schon sehen wollten: Nacktheit, Horror, Gewalt. Und ein bisschen Trost.

Es fühlt sich an wie der Einblick ins TV-Hauptabendprogramm der europäischen Menschheitsgeschichte von Mittelalter bis Moderne: „Tatort“, täglich. Das scheint also immer so gewesen zu sein, analysiert man soziokulturell die neue Ausstellung der Albertina „Dürer. Munch.- Miró“. Vorgeführt werden hier die Meisterwerke der weltweit einzigartigen Druckgrafik-Sammlung. Was am Ende nichts anderes heißt, als der gespiegelte Massengeschmack. Denn mit Erfindung erst des Papiers und in den 1420-ern dann des Holzdrucks „lernten die Bilder laufen“, formulierte es Chefkurator Christof Metzger.

Was heißt: Mit Erfindung der Druckgrafik wurden Bilder, bisher in Stein gemeißelt oder auf Holz gemalt, plötzlich transportabel (auch diese Ausstellung war voriges Jahr erst in Sao Paulo zu sehen). Und sie waren erstmals nicht nur für weltliche und klerikale Fürsten gedacht, sondern für ein breites Publikum – dessen Wünsche nun den Markt zu bestimmen begannen. Martin Schongauer etwa versuchte das Interesse mit einer virtuosen „Versuchung des Hl. Antonius“ zu reizen – an all dessen Enden schwerkraftlos die Teufel zerrten. Albrecht Dürer tat es ihm ähnlich mit seiner frühen Apokalypse in 16 Holzschnitten. Was sich verkaufte, waren also Tod, Teufel, Hexen, Schlachten, babylonische „Weiber“ und andere Attraktionen.

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