Iran

Iran: Laut Aktivisten schon mehr als 50 Hinrichtungen dieses Jahr

Vier Exekutionen seien aufgrund von Anklagen im Zusammenhang mit den regierungskritischen Protesten erfolgt. Die große Mehrheit der Hinrichtungen sei wegen angeblicher Drogendelikte vollzogen worden.

Im Iran sind nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten seit Jahresbeginn bereits mehr als 50 Menschen hingerichtet worden. Von den 55 gezählten Exekutionen innerhalb der ersten 26 Tage des Jahres seien vier aufgrund von Anklagen im Zusammenhang mit den regierungskritischen Protesten erfolgt, teilte die Organisation Iran Human Rights (IHR) mit Sitz in Oslo am Freitag mit.

Die große Mehrheit der Hinrichtungen - nämlich 37 Fälle - sei wegen angeblicher Drogendelikte vollzogen worden.

Weiteren mindestens 107 Menschen in Iran drohe die Hinrichtung, da sie entweder bereits zum Tod verurteilt oder wegen eines Schwerverbrechens angeklagt worden seien, erklärten die Menschenrechtsaktivisten weiter. Sie warfen der iranischen Führung vor, mittels der Exekutionen "Furcht und Terror" in der iranischen Gesellschaft verbreiten zu wollen.

Auch der aus Österreich stammende UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk hatte kürzlich den Vorwurf erhoben, hinter den Hinrichtungen im Iran stehe eine widerrechtliche Abschreckungsstrategie der islamischen Führung. "Strafrechtsverfahren und die Todesstrafe werden von der iranischen Regierung als Waffe eingesetzt, um Individuen, die an Protesten teilnehmen, zu bestrafen und Angst in der Bevölkerung zu säen", erklärte er.

Nach den jüngsten Hinrichtungen im Iran hatten die Europäische Union und Großbritannien in dieser Woche ihre Sanktionen gegen das Land weiter verschärft.

„Grauenvolle Folter"

Amnesty International teilte am Freitag mit, dass drei im Iran zum Tode verurteilte Männer "grauenvoller Folter" in der Haft unterzogen worden seien. Zu den Misshandlungen hätten "Auspeitschen, Elektroschocks, das Aufhängen mit dem Kopf nach unten und Todesdrohungen unter vorgehaltener Waffe" gehört. Den drei Männern werde von der iranischen Justiz vorgeworfen, an Brandstiftung und Vandalismus während Protesten im September in der nördlichen Provinz Mazandaran beteiligt gewesen zu sein.

Die seit Monaten anhaltenden Proteste im Iran waren durch den Tod der 22-jährigen Kurdin Mahsa Amini im Polizeigewahrsam ausgelöst worden. Sie war im September von der Sittenpolizei festgenommen worden, weil sie ihr Kopftuch nicht ordnungsgemäß getragen haben soll. Aktivisten erheben den Vorwurf, dass Amini von der Polizei misshandelt wurde.

za

(APA/AFP)

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