musikalische Motive

Wozu neue Melodien erfinden? Mozart hat genug im Köcher

Lang vor TikTok entlehnten Pop-Komponisten musikalische Motive aus bestehenden Quellen – oft mit großem kommerziellen Erfolg.

Für die massenhafte Verbreitung von Melodien brauchte es nicht das „Eintreten des Kunstwerks ins Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“, das Walter Benjamin in seinem gleichnamigen Aufsatz von 1935 postulierte: Die Reproduktion von Musik auf Schellacks, Schallfolien und Schallplatten ist eine relativ junge Angelegenheit. Bereits seit 1887 gibt es Musik vom Grammophon, davor erfreute man sich an Spieldosen und Walzenklavieren.

Was schon viel länger existiert, sind gespitzte Lippen und flexible Stimmbänder, die Gehörtes an neue Orte und in andere Köpfe transportierten. Attraktive Melodien gingen also lang vor dem Einsatz von digitaler Technik viral. Volkslieder wurden nachgesungen, und deren Popularität reizte wiederum Komponisten zu „Anleihen“, die diskret in Symphonien und Klavierkonzerten deponiert wurden. Der Musikschutz – das „Copyright“ – ist auf 70 Jahre begrenzt. Danach ist so eine Melodie „public domain“, also öffentlicher Besitz. Um so naheliegender ist es, sich Motive aus der Klassik zu entlehnen – und daraus Popsongs zu schnitzen. Wie etwa der amerikanische Troubadour Neil Diamond, der aus einem sanften Motiv aus dem zweiten Satz von Mozarts Klavierkonzert Nr. 21 den Welthit „Song Sung Blue“ kreierte.

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