Volkstheater

Dieser Theaterabend verfließt so zäh wie Öl

Auch die frommen Frauen verfallen der Gier: Irem Gökçen und Friederike Tiefenbacher in „Öl!“.
Auch die frommen Frauen verfallen der Gier: Irem Gökçen und Friederike Tiefenbacher in „Öl!“.Marcel Urlaub/Volkstheater
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Das Volkstheater zeigt eine dramatisierte Fassung des Romans „Öl!“ von Upton Sinclair. Die schlichte Botschaft: Der fossile Kapitalismus macht schon seit 100 Jahren die Welt kaputt. Das lähmt, auch wenn es flott umgesetzt ist.

In der schrägsten Szene schwingt Kanzler Dollfuß eine Rede, zur Eröffnung eines Ölfelds im Wiener Becken. Er will „die Museen zerstören“, denn „ein aufheulendes Auto ist schöner als die Nike von Samothrake“. Woher kennen wir diese expressionistische Ode an den Fortschritt? Es ist das Manifest der italienischen Futuristen, sein Autor Marinetti gründete eine radikal linke Partei. Auch wenn ihn Mussolini später vereinnahmte: Mit dem Austrofaschismus hat das herzlich wenig zu tun, so wenig wie Österreich eine Ölgroßmacht war.

Sascha Hawemann und Anne-Kathrin Schulz haben den Roman „Öl!“, den der amerikanische Autor und Aktivist Upton Sinclair 1926 schrieb, mit Zeitsprüngen bis zur Klimakrise zu einem amorphen Stück-Konglomerat verrührt. Und dabei übersehen: Wer alles in einen Topf wirft, kriegt keinen Zaubertrank, sondern ein ungenießbares Gebräu, das sich zähflüssig wie Erdöl über den Theaterabend ergießt.

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