Konzerthaus

Wie Ligeti witzelt und der Yankee dudelt

Jubel für Tiefsinn und Humor bei Charles Ives und György Ligeti mit dem RSO Wien im Konzerthaus.

„Long, long ago“: Diese Hymne der Nostalgie stammt vom 1839 verstorbenen Engländer Thomas Haynes Bayly. In den USA ging sie ins Reservoir „typisch amerikanischer“ (Volks-)Lieder, Märsche und Kirchengesänge ein. Aus diesem schöpfte Charles Ives. Für seine Symphonie Nr. 2, um 1900 entstanden, bog er sich populäre Melodien zurecht, die zwischen Prärie und Saloon, Kirche und Jahrmarkt kursierten, mischte sie mit Einsprengseln europäischer Kunstmusik – und machte doch etwas Eigenes, Tiefes daraus. Postmoderne avant la lettre? Mehr ein musikalisches Äquivalent zum viel zitierten Schmelztiegel. Wenn am Höhepunkt des Volksfest-Finales als Kontrapunkt die Posaunen den Marsch „Columbia, the Gem of the Ocean“ schmettern, ist das in dieser Zitat-Deutlichkeit eher die Ausnahme. Es führt aber, dem allgemeinen F-Dur-Feuerwerk zum Trotz, gewissermaßen logisch zum letzten Akkord, einer herben Dissonanz. Alle Zwölfe? Nein, nur elf – der Ton H fehlt. Systematiker wie Schönberg war Ives eben keiner . . .

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