Penzing

Tödlicher Polizeischuss: Polizei verhandelte lange mit Wiener

Bei einem Schusswechsel wurde der Mann von einem Beamten der Cobra tödlich getroffen.
Bei einem Schusswechsel wurde der Mann von einem Beamten der Cobra tödlich getroffen. APA/FLORIAN WIESER
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Ein Polizeibekannter gab am Samstag Dutzende Schüsse auf Beamte ab. Der Österreicher war bereits polizeibekannt, ein Waffenverbot gegen ihn bestand. Die Tatortarbeit ist am Sonntag noch im Gange.

Am Tag nach dem tödlichen Polizeischuss in Wien-Penzing wurden weitere Details zum Großeinsatz bekannt. Demnach versuchten Polizisten lange, den Mann zur Aufgabe zu bringen. Der 60-Jährige schoss allerdings dutzende Male in Richtung der Beamten. Bei einem folgenden Schusswechsel wurde er von einem Beamten der Cobra tödlich getroffen. Das Landeskriminalamt Steiermark untersucht den Waffengebrauch. Der Österreicher war bereits polizeibekannt, ein Waffenverbot gegen ihn bestand.

Laut den Nachbarn kam es schon in der Vergangenheit immer wieder zu Problemen und Bedrohungen. Er wurde bereits wegen Nötigung und gefährlicher Drohung angezeigt, weshalb auch bereits das Waffenverbot gegen ihn ausgesprochen worden war. Die Langwaffe, mit der der 60-Jährige dutzende Male auf die Beamten feuerte, wurde sichergestellt. Die Tatortarbeit und Spurensicherung war am Sonntag noch im Gange, weitere Waffen wurden zumindest vorerst nicht sichergestellt, berichtete Polizeisprecher Daniel Fürst. Unklar war vorerst auch, wie viele Schüsse genau abgegeben wurden, sowohl vom 60-Jährigen als auch von der Polizei. In den Wänden fanden sich zahlreiche Einschusslöcher. Die Ermittlungen zum tödlichen Schusswaffengebrauch werden von der Staatsanwaltschaft Wien geleitet, die Untersuchung führen steirische Polizisten durch.

Nachbar hatte Notruf gewählt

Die Einsatzkräfte waren am Samstag gegen 13.30 Uhr in die Kienmayergasse gerufen worden. Der Mann soll lautstark schreiend mit der Waffe an die Tür eines Nachbarn geklopft haben. Dieser öffnete nicht und wählte stattdessen den Notruf, der 60-Jährige ging indes zurück in seine Wohnung.

Bei der Zufahrt überprüften die Polizisten mögliche polizeiliche Vormerkungen des Mannes. Dabei kam heraus, dass der Mann polizeibekannt ist und ein Waffenverbot besteht. Deshalb sicherten die ersten Polizisten aus dem Bezirk den Gefahrenbereich und alarmierten die WEGA. Der 60-Jährige blieb unkooperativ, verbarrikadierte sich in der Wohnung und drohte, jeden, der reinkommt, zu erschießen. Als die WEGA-Beamten versuchten, die die Wohnung zu gelangen, schoss er mehrfach aus der Wohnung in Richtung der Polizisten. Daraufhin wurde auch die Cobra alarmiert. Laut Fürst war auch die Verhandlungsgruppe des Landeskriminalamtes am Einsatzort, sie versuchten den Mann zu beruhigen und zur Aufgabe zu bewegen.

Mann schoss dutzende Male auf Polizisten

Nachbarn wurden außerdem angewiesen, in ihren Wohnungen zu bleiben und sich möglichst weit weg von der Wohnungstür zu verstecken, "Die hatten fürchterliche Angst", berichtete der Polizeisprecher. Der 60-Jährige ignorierte sämtliche Aufforderungen der Polizisten, die Wohnung freiwillig zu verlassen.

Letztendlich erfolgte der Zugriff durch die Cobra-Beamten. Sie positionierten sich unmittelbar vor der Wohnung hinter einem ballistischen Schutzschild und sprengten die verbarrikadierte Wohnungstür. Der 60-Jährige schoss daraufhin dutzende Male in Richtung der Polizisten bzw. des Schutzschildes. Es kam zu einem Schusswechsel, wobei der Österreicher von einem Beamten des EKO Cobra angeschossen wurde, berichtete die Polizei.

Anrainer streamten Einsatz auf TikTok

Die Polizisten sicherten die Schusswaffe, die der 60-Jährige nach wie vor in der Hand hielt und begannen unverzüglich mit den Erste-Hilfe-Maßnahmen. Einsatzkräfte der Wiener Berufsrettung übernahmen die weitere Versorgung, der Mann verstarb an Ort und Stelle. In der Wohnung befanden sich keine weiteren Personen. Die am Einsatz beteiligten Beamten erhielten vom Peer Support des Innenministeriums psychologische Betreuung.

Die Polizei hatte das Wohnhaus in der Kienmayergasse großräumig abgesperrt. Anrainer streamten den Einsatz über die Social-Media-Plattform TikTok. Davor rät die Polizei eindringlich ab. Einerseits sei es einsatztaktisch eine Katastrophe, wenn etwa auch Täter das Vorgehen der Polizei mitverfolgen können. Außerdem kann der Endkonsument auch beispielsweise ein kleines Kind sein, das dadurch möglicherweise Tötungsdelikte live mitverfolgt, warnte die Pressestelle der Wiener Polizei.

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