Leasing

Ukraine verhängt Sanktionen gegen Raiffeisen-Tochter RBI

Die Raiffeisen-Bank in Russland ist seit Kriegsbeginn im Visier der ukrainischen Behörden. Anhaben konnte ihr das bisher nichts.
Die Raiffeisen-Bank in Russland ist seit Kriegsbeginn im Visier der ukrainischen Behörden. Anhaben konnte ihr das bisher nichts.Japaridze Mikhail/Tass/picturedesk
  • Drucken

Kiew sieht die russische Leasing-Tochter der RBI als „Kriegshelfer“. Sanktioniert wird auch eine UniCredit-Tochter.

Kiew/Moskau/Wien. Die Ukraine schießt sich abermals auf die österreichische Raiffeisen Bank International (RBI) ein. Wie in der Nacht auf Sonntag bekannt wurde, ist die russische Leasing-Tochter der Raiffeisen von der Ukraine offiziell als „Kriegshelfer“ gebrandmarkt und mit Sanktionen wie der Beschlagnahme von Vermögen belegt worden.

Von den Sanktionen betroffen ist auch die russische Tochter der italienischen Bank-Austria-Mutter UniCredit, die das Russland-Geschäft bis 2016 von Wien aus geführt hat. Insgesamt seien laut RBI rund 30 russische Leasingunternehmen auf der Sanktionsliste gelandet, wodurch offenbar der Transportsektor getroffen werden sollte. Zuvor war bekannt geworden, dass die Ukraine gegen 182 russische und belarussische Unternehmen Sanktionen verhängt hat.

RBI seit langem im Visier

Die RBI betonte am Sonntag, dass die Leasing keine Vermögenswerte in der Ukraine habe, betroffen wären Kunden allerdings und nur dann, wenn sie mit geleaster Ware in die Ukraine fahren würden.

Seit Ausbruch des Angriffskrieges Russlands seien keine neuen Leasinggeschäft in Russland abgeschlossen worden, so die RBI gegenüber der Nachrichtenagentur APA. Wobei die Kritik der Ukraine an den noch laufenden Raiffeisen-Geschäften in Russland bereits länger andauert. Der ukrainische Botschafter in Österreich, Wassyl Chymynez, hatte schon Anfang Jänner an österreichische Firmen appelliert, sich aus dem russischen Markt zurückzuziehen.

Wenn eine österreichische Bank russischen Rekruten „finanzielle Vergünstigungen zur Verfügung stellt“ und die so genannten „Fake-Republiken“, also die separatistischen Regionen im Osten der Ukraine, indirekt anerkennt, dann sei dies auch ein „moralisches Problem“, sagte er der APA. Der Botschafter verwies darauf, dass die Rekruten in der Ukraine „töten und vergewaltigen“ und dass russisches Geld „mit viel Blut“ behaftet sei.

Zuvor war nahezu der gesamte RBI-Vorstand, darunter der Vorstandsvorsitzende Johann Strobl, in Kiew auf eine Liste von Personen gesetzt worden, die für Sanktionen empfohlen werden. Der RBI, die übrigens auch in der Ukraine tätig ist, wurde dabei auch vorgeworfen, russischen Soldaten Kreditstundungen zu gewähren. Die RBI entgegnete, dass sie gesetzlich in Russland dazu verpflichtet sei.

Russland als Cashcow

Die RBI hatte Ende 2021 in Russland mehr als 9000 Mitarbeiter. Die Bank zählt nach Bilanzsumme zu den zehn größten Kreditinstituten des Landes. Gemessen an den Einlagen von Privatkunden ist sie laut russischer Zentralbank heuer aber aus den Top Ten gefallen.

Die russische RBI-Tochter war jedenfalls jahrelang die Cashcow des Wiener Bankenkonzerns – und ist es auch jetzt noch. Die Tochter steuerte zuletzt etwa die Hälfte zum Konzerngewinn bei. Analysten gehen davon aus, dass im abgelaufenen Geschäftsjahr der größte Teil der Gewinne erneut von der Tochterbank in Moskau erwirtschaftet wurde. Auf die Gewinne kann die RBI aber aufgrund einer Verordnung der russischen Notenbank nicht zugreifen.

Zurück zu den soeben verkündeten Sanktionen gegen die Leasing-Tochter der Raiffeisen in Russland. Das beschlagnahmte verfügbare Vermögen werde der Landesverteidigung zugute kommen, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa in seiner Videobotschaft am Samstagabend.

Russland auf dem Prüfstand

Einmal abgesehen davon, dass die RBI-Leasing-Tochter keine Vermögenswerte in der Ukraine hat, die beschlagnahmt werden könnten, wären die wirtschaftlichen Auswirkungen der Maßnahmen ohnehin nicht groß. Das finanzierte Volumen hat der Bank zufolge Ende Dezember gerade einmal 362 Millionen Euro betragen.

Die Raiffeisen Bank International prüft seit fast elf Monaten alle strategischen Optionen für ihre Tochterbank in Russland – inklusive eines Rückzugs aus dem dortigen Markt.

(est)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Raiffeisen Russland im Visier.
Ukraine

Warum nur geht die Ukraine so sehr auf Raiffeisen los?

Kiew will, dass Raiffeisen Russland verlässt. Aber warum genau diese Bank? Verrennt sich die Ukraine da? Und gibt es für die Österreicher am Ende gar objektiv gute Gründe zu bleiben?

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.