Niederösterreich-Wahl

ÖVP verliert in 566 Gemeinden, FPÖ gewinnt in 571 dazu

FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz, Spitzenkandidat Udo Landbauer und FPÖ-Bundesparteichef Herbert Kickl
FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz, Spitzenkandidat Udo Landbauer und FPÖ-Bundesparteichef Herbert KicklAPA/HELMUT FOHRINGER
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Die Volkspartei konnte in nur sieben der 573 Gemeinden ein Plus verzeichnen. Die FPÖ avancierte in 20 Gemeinden zur stärksten Partei.

Die ÖVP hält nach der Landtagswahl vom Sonntag in Niederösterreich zwar weiter die Stimmenmehrheit, mit dem Absturz um 9,69 Prozentpunkte auf 39,94 Prozent laut vorläufigem Endergebnis hat die ÖVP im "schwarzen Kernland" aber schwere Verluste erlitten. Damit ist auch österreichweit die einzige bestehende absolute Mehrheit der ÖVP dahin. Nur im Burgenland gibt es noch eine solche - diese aber für die SPÖ.

Rekorde gab es bei dieser Wahl gleich mehrere: Sowohl ÖVP als auch SPÖ mussten ihren jeweiligen historischen Tiefststand hinnehmen. In die andere Richtung ging es für die FPÖ: Sie schafften mit 9,43 Prozentpunkten Zugewinn ihr größtes Plus (bisher +7,71 im Jahr 1988). Damit stellte die FPÖ auch den niederösterreichischen Zuwachs-Rekord ein, der bisher bei der ÖVP lag (mit 8,42 Prozentpunkten Plus im Jahr 2003). Die Grünen kamen mit den 7,58 Prozent zwar nicht an ihr Rekordergebnis (8,06 Prozent von 2013) heran, konnten aber nach dem Minus von 2018 wieder ein Plus verzeichnen. Die Neos schafften bei ihrem zweiten Antritt ein Plus: Nach den 5,15 Prozent bei ihrem Landtagseinzug 2018 legten sie nun um 1,52 Prozentpunkte zu und kamen auf 6,67 Prozent.

Die genannten Verluste und Zugewinne spiegeln sich auch in den Gemeindeergebnissen wider. Die Volkspartei konnte in nur sieben der 573 Gemeinden Stimmenzuwächse verzeichnen und verlor in 566 Gemeinden Stimmen - auch wenn sie in 520 der Kommunen weiterhin stärkste Partei blieb. Die FPÖ legte hingegen in fast allen Gemeinden (571) zu und war in 20 stärkste Partei.

In 265 Gemeinden betrug der Verlust für die ÖVP mehr als zehn Prozentpunkte. In einunddreißig Gemeinden büßte sie mehr als 20 Punkte ein. Die schwarzen Stimmenzuwächse hielten sich auch in den sieben "Plus"-Gemeinden in Grenzen, abgesehen von Großhofen, wo es einen Zuwachs von 17,76 Prozentpunkten auf 81,82 Prozent gab. In der Gemeinde Semmering konnte die ÖVP 7,38 Prozentpunkte zulegen, in allen anderen Zuwachsgemeinden gab es weniger als fünf Punkte dazu.

Abseits von Großhofen konnte die ÖVP in nur drei Gemeinden mehr als 70 Prozent der Stimmen erzielen, 24 Mal war über 60 Prozent drinnen. Die absolute Stimmenmehrheit erreichte die ÖVP in 133 Gemeinden. Trotz aller Verluste: Unter zehn Prozent Stimmanteil liegt die Volkspartei in keiner Gemeinde. Am schwächsten schnitt die Partei in Golling an der Erlauf mit 15,49 Prozent (minus 5,26 Punkte) ab. Den größten Verlust fuhr die ÖVP in Yspertal ein, wo das Minus 33,01 Prozentpunkte betrug (33,95 Prozent).

FPÖ holt in drei Gemeinden mehr als 40 Prozent

Die FPÖ konnte in drei Gemeinden mehr als 40 Prozent erzielen, in 112 über 30 Prozent. In 472 Gemeinden kam die FPÖ auf mehr als 20 Prozent. Stimmenstärkste Gemeinde war Altmelon mit 43,68 Prozent (+24,19 Prozentpunkte). In 460 Gemeinden erzielte sie weniger als 30 Prozent. Unter zehn Prozent Stimmanteil lag die freiheitliche Partei in keiner Gemeinde. Am schwächsten schnitten die Blauen in Laab im Walde mit nur 10,76 Prozent ab (plus 3,67 Punkte). Den größten Verlust fuhren sie in Großhofen ein, wo das Minus 6,28 Prozentpunkte betrug (10,91 Prozent).

Auch bei der SPÖ widerspiegeln sich deren Verluste (-3,26) in den Gemeindeergebnissen. Sie verlor in genau 500 Gemeinden Stimmen, in einer (Horn) gab es keine Veränderung - und in nur 72 Kommunen ein rotes Plus, in 36 war sie stärkste Partei. In elf Gemeinden hat die SPÖ mehr als 40 Prozent erhalten, in 57 mehr als 30 Prozent. Stimmenstärkste Gemeinde war Angern an der March mit 48,27 Prozent (+4,96). Den größten Stimmenzuwachs erzielte die SPÖ in Yspertal mit 7,36 Prozentpunkten (25,58 Prozent).

In sechzig Gemeinden erreichten die Sozialdemokraten weniger als zehn Prozent. Weniger als fünf Prozent gab es in vier Gemeinden. In siebzehn Gemeinden betrug der Verlust für die SPÖ mehr als zehn Prozentpunkte. Den geringsten Zuspruch erfuhr die SPÖ in Parbasdorf mit 3,51 Prozent (minus 0,26 Punkte).

In 15 Gemeinden über 15 Prozent für die Grünen

Die Grünen, die in Summe um 1,15 Prozentpunkte zulegen konnten, schafften in 453 Gemeinden ein Plus. Über 15 Prozent Stimmenanteil gab es für die Grünen in 15 Gemeinden. Das Top-Ergebnis für die Öko-Partei wurde in St. Andrä-Wördern mit 17,97 Prozent (+2,58) eingefahren. Den größten Stimmenzuwachs gab es in Großrußbach mit 5,43 Prozentpunkten (Ergebnis: 11,28 Prozent). In 117 Gemeinden verloren die Grünen Stimmen. In 573 Gemeinden erzielten sie weniger als 30 Prozent und in 527 weniger als zehn Prozent. Weniger als fünf Prozent gab es in 249 Gemeinden, in einer (Großhofen) keine Stimme.

Die Neos, die ebenfalls Zugewinne (+1,52) verbuchten, konnten in 497 Gemeinden zulegen. Über 15 Prozent gab es für die Pinken aber nur in einer Gemeinde - nämlich in Andlersdorf mit 19,54 Prozent (+14,48). In nur 76 Gemeinden verloren die Neos Stimmen, stimmenlos blieben sie aber kein einziges Mal. In 573 Gemeinden erzielten sie weniger als 30 Prozent, in 552 weniger als zehn Prozent. Weniger als fünf Prozent gab es in 257 Gemeinden. Am schwächsten performten die Neos in Hundsheim mit 0,78 Prozent (minus 0,58 Punkte).

(APA/Red. )

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