Explosion

Zahl der Toten bei Explosion in Pakistan auf 100 gestiegen

APA/AFP/MAAZ ALI
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Die Behörden riefen nach dem verheerenden Selbstmordanschlag in der betroffenen Provinz Khyber Pakhtunkhwa einen Trauertag aus.

Nach dem verheerenden Selbstmordanschlag in Pakistan ist die Zahl der Todesopfer offiziellen Angaben zufolge auf 100 gestiegen. Die Behörden riefen einen Trauertag in der betroffenen Provinz Khyber Pakhtunkhwa aus, wie der Chef der Provinzregierung, Muhammad Azam Khan, laut der pakistanischen Zeitung "Tribune" erklärte. In dem südasiatischen Land herrschte nach dem Anschlag auf eine Moschee in der Stadt Peshawar im Nordwesten Fassungslosigkeit.

Gleichzeitig blieb unklar, wie sich der Selbstmordattentäter überhaupt Zugang zu der gesicherten Zone in der Stadt verschaffen konnte. Die pakistanischen Taliban (TTP) hatten sich am Montag von dem Attentat distanziert. Ein lokaler Taliban-Kommandant, der zur Splittergruppe Jamat-ul-Ahrar (JuA) der TTP gehört, reklamierte den Anschlag für sich. Der Angriff sei die Rache für den Tod eines Gründungsmitglieds gewesen, der im Sommer 2022 im Nachbarland Afghanistan getötet worden sei, hieß es.

Die Vereinten Nationen verurteilten den Selbstmordanschlag "aufs Schärfste". "Es ist besonders abscheulich, dass ein solcher Angriff in einem Gotteshaus stattfand", ließ UNO-Generalsekretär António Guterres mitteilen. Religionsfreiheit, Glaubensfreiheit und die Möglichkeit, in Frieden Gottesdienst zu feiern, seien ein grundlegendes Menschenrecht.

Viele der Opfer waren Polizisten

Ein Polizist, der den Angriff während des Mittagsgebets überlebte, sagte dem pakistanischen TV-Sender Geo News: "Es war eine starke Explosion. Überall war Rauch zu sehen". Retter hätten versucht, die unter den Trümmern eingeschlossenen Menschen zu befreien. Zum Zeitpunkt des Anschlags sollen sich dort rund 300 Gläubige aufgehalten haben.

Einen Offizier in der Stadt erinnerte der Anschlag an Konflikte vergangener Zeiten. "Gott bewahre, ich fürchte, diese schrecklichen Tage sind zurück", sagte Amyad Khan. "Alle haben hier Angst."

Krankenhäuser riefen nach dem Anschlag zu Blutspenden auf. Ein Großteil der Opfer seien Polizisten gewesen, hieß es aus den Kliniken. Es war einer der verheerendsten Anschläge gegen Pakistans Sicherheitskräfte in den vergangenen Jahren. In Pakistan ist die große Mehrheit der Bevölkerung von mehr als 230 Millionen Einwohnern muslimischen Glaubens. In der Großstadt Peshawar leben etwa zwei Millionen Menschen.

Angespannte Sicherheitslage im ganzen Land

Premierminister Shehbaz Sharif verurteilte den Anschlag bei einem Besuch eines örtlichen Krankenhauses. "Terroristen wollen Angst erzeugen, indem sie diejenigen ins Visier nehmen, die die Pflicht haben, Pakistan zu verteidigen", sagte er. Innenminister Rana Sanaullah kündigte eine Untersuchung an. US-Außenminister Antony Blinken drückte den Hinterbliebenen sein Beileid aus. "Terrorismus, egal aus welchem Grund und an welchem Ort, ist nicht zu rechtfertigen", schrieb Blinken auf Twitter.

Peshawar in der Grenzprovinz Khyber Pakhtunkhwa war lange Zeit eine Unruheregion in Pakistan - nach einer Militäroffensive gegen islamistische Terrorgruppen im Jahr 2014 ist es ruhiger geworden. In den vergangenen Jahren gab es jedoch dort wieder vermehrt Anschläge. Erst im März 2022 sprengte sich ein Attentäter der Terrormiliz IS in Peschawar in die Luft und tötete mehr als 60 Menschen.

Die angespannte Sicherheitslage in Pakistan war in den vergangenen Monaten auch in der Hauptstadt Islamabad zu spüren. In der Metropole gab es zahlreiche Checkpoints und erhöhte Militärpräsenz.

Die TTP ist eine Dachorganisation militanter islamistischer Gruppen, die mehrere Tausend Kämpfer umfassen soll. Das Militär vertrieb sie zwischen 2008 und 2014 nach Afghanistan. Seit der Machtübernahme der afghanischen Taliban in Kabul hat sich die TTP in ihren ehemaligen Hochburgen an der afghanischen Grenze neu formiert.

(APA/dpa)

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