Pandemie

EU will Millionen Dosen Covid-Impfstoff loswerden

COVID-19 vaccination at the Institute for Health and Food Safety of Zenica
COVID-19 vaccination at the Institute for Health and Food Safety of ZenicaREUTERS
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Die Union hat Hunderte Millionen Einheiten bestellt, kann sie aber nicht rechtzeitig vor Ablauf verimpfen. Nun verzichtet sie auf vereinbarte Optionen und verhandelt über die Verringerung von Liefermengen.

Die EU schwimmt in Corona-Impfstoff. Was im Frühling 2021, trotz der damaligen Probleme beim Beginn der europaweiten Kampagnen zur Auslieferung und Verimpfung der Vakzine, aufgrund der Lieferverträge mit den Pharmakonzernen klar war, bestätigt sich nun. 900 Millionen Dosen beispielsweise hat die Europäische Kommission mit dem Hersteller Biontech-Pfizer im damaligen Mai ausverhandelt. Dazu kommen vergleichbare Lieferverträge mit Moderna, Johnson & Johnson und anfänglich Astra-Zeneca (dieses Verhältnis wurde nach den Lieferproblemen des Unternehmens beendet). In Summe hat die Kommission laut eigenen Angaben bis zu 4,2 Milliarden Dosen gesichert, wobei ein großer Teil davon auch für die Hilfe für Entwicklungsländer gedacht ist.

Bloß wird der Überschuss an Impfstoffen zusehends zum Problem. Denn die Impfbereitschaft der Europäer hat ein Plateau erreicht. Laut der Datensammelstelle Our World in Data sind per 29. Jänner nur knapp 62 Prozent aller rund 450 Millionen Europäer komplett geimpft, haben also die Grundimmunisierung und die später erforderlichen Booster verabreicht bekommen. In den jüngsten drei Monaten ist diese Quote der vollständig Geimpften um weniger als drei Prozentpunkte gestiegen.

Mehr für weniger zahlen

Schon seit vorigem Sommer bemüht sich die Kommission, die bestehenden Lieferverträge zu adaptieren. So hat sie beispielweise jenen mit Moderna dahingehend geändert, dass für Sommer 2022 geplante Chargen erst einige Monate später im Herbst geliefert werden. Bei Biontech-Pfizer, dem Lieferanten von mehr als der Hälfte aller in der EU verwendeten Covid-Impfstoffe, hat die Kommission wiederum darauf verzichtet, eine zweite Option über die Lieferung von weiteren 900 Millionen Dosen bis Ende dieses Jahres zu ziehen.

Laut der Nachrichtenagentur Reuters ist gut die Hälfte der ersten Tranche von ebenfalls 900 Millionen Dosen von Biontech-Pfizer noch nicht zugestellt worden, weil es an der Nachfrage mangelt. Doch zahlen muss die EU. Und das widerstrebt einigen Mitgliedstaaten, die aus budgetären Gründen gern bei der Impfstoffbeschaffung sparen würden (die Rechnung tragen stets die Mitgliedstaaten selbst, gemäß der bestellten Mengen). Bei Kosten von 19,50 Euro je Dosis geht es heuer um acht bis neun Milliarden Euro. Laut Reuters wird in Brüssel sogar erwogen, einmalig mehr zu zahlen, um aus der Abnahmepflicht herauszukommen.

Von der Leyen ziert sich

Ein Kommissionssprecher wollte die laufenden Verhandlungen auf Anfrage der „Presse“ nicht kommentieren. „Was das Angebot betrifft, haben wir jedenfalls eine Menge. Das ist gewissermaßen auch ein Zeichen des Erfolgs der Beschaffungsstrategie“, sagte er.

Die Hoffnung, China Dosen im Kampf gegen seine Covid-Krise zu schenken, dürfte sich zerschlagen. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen wiederum wurde wegen ihrer per SMS abgewickelten Verhandlungen mit Pfizer-Chef Albert Bourla jedenfalls vom Europaparlament zu einer Aussprache eingeladen. Bisher hat sie darauf noch nicht reagiert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.01.2023)

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