Musikgeschichte

Richard Strauss: Perversion im Schlafrock

Gustav Mahler kämpfte als Operndirektor vergeblich gegen die Zensoren – an der Wiener Hofoper war „Salome“ von Strauss unmöglich.

Dass Johannes der Täufer sich über Sitte und Moral am Hofe des Königs Herodes ereifert hat, stimmt. So viel historische Wahrheit steckt in Oscar Wildes (in französischer Sprache gedichtetem) Drama „Salomé“. Auch die Titelheldin hat existiert. Wie im Text vielfach erwähnt, war sie die Tochter der Königin Herodias aus deren erster Ehe mit ihrem Onkel. Salome selbst hat zunächst ebenfalls einen ihrer Onkel geheiratet und dann in zweiter Ehe ihren Neffen. Derlei Gebräuche prangerte der Prophet heftig an.

Allerdings hat Salome sicher nicht vor Herodes einen Schleiertanz absolviert und dafür den Kopf des Täufers verlangt. Zum Zeitpunkt von dessen Tod war sie zwar noch keine 20, aber Ehefrau und residierte fern von Galiläa. Nachweislich war sie eine schöne Frau von edlem Profil, glaubt man der Abbildung auf einer antiken Münze, die sie an König Aristobuls Seite zeigt. Ihm gebar sie drei Söhne – und starb vermutlich eines natürlichen Todes; jedenfalls nicht zermalmt von den Schilden der Wache, wie das Finale von Wildes Theaterstück suggeriert.

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