Leitartikel

Wir können uns nicht immer nur auf unser Glück verlassen

Der Winter hat lange auf sich Warten lassen, es wurde deutlich weniger geheizt als in den Jahren zuvor.
Der Winter hat lange auf sich Warten lassen, es wurde deutlich weniger geheizt als in den Jahren zuvor. IMAGO/HärtelPRESS
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Ein extrem warmer Winter und stabile Gaslieferungen aus Russland haben Österreich vor der Energiekrise bewahrt. Auf Dauer ist das keine Lösung.

Es sollte der „Winter des Schreckens“ werden – ohne Erdgas aus Russland, dafür mit strenger Rationierung der vorhandenen Brennstoffe, Fabriken im erzwungenen Stillstand, Blackouts und einem Kollaps der Wirtschaft in Europa. Doch Fortuna hat es gut gemeint mit uns: Kaum waren in den Baumärkten alle Schwedenöfen und Holzscheite ausverkauft, kam der wärmste Winter seit Jahrzehnten und entschärfte die drohende Energiekrise schon im Anflug. Zweistellige Plusgrade um die Weihnachtszeit mögen Wintersportler und Liftbetreiber bekümmern, für die Versorgungssicherheit des Landes waren sie Gold wert.

Von Oktober bis Dezember 2022 verbrauchten die Österreicherinnen und Österreicher um 15 Prozent weniger Erdgas als im langjährigen Schnitt. Auch Moskau eskalierte die Situation nicht weiter und liefert bis heute Gas nach Europa, sodass viele EU-Staaten mitten im Winter ihre Gasspeicher weiter füllen können, statt sie für Industrie und warme Wohnungen zu leeren. An den Börsen liegen die Preise für Gas und Strom angesichts der entspannten Lage bereits wieder auf demselben Niveau wie vor dem Ausbruch des Ukrainekriegs.
Für den Normalverbraucher ist das freilich kein Trost. Er sieht sich heute mit drei bis vier Mal so hohen Energierechnungen konfrontiert wie vor einem Jahr. Selbst die Wettbewerbsbehörde und der Energieregulator verlieren schön langsam die Geduld. Sie wollen nun genauer prüfen, ob die Versorger die Energiekrise nicht etwa ausgenutzt haben, um die Preise über Gebühr zu erhöhen. Die Regierung schüttet indes Milliarden an Steuergeld aus, um die finanziellen Nachwehen der Energiekrise abzufedern. An die Wurzel des Problems geht sie – wie die meisten Regierungen in Europa – aber nicht.

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