Als AMS-Manager entwarf der nunmehrige SPÖ-Niederösterreich-Chef Sven Hergovich ein erfolgreiches Projekt zur Abschaffung langer Arbeitslosigkeit. Für die breite Bekämpfung von Arbeitslosigkeit taugt es wegen hoher Kosten und falscher Anreize nicht.
Was macht es mit Menschen, wenn auf einen Schlag alle in ihrem Heimatdorf arbeitslos werden? Das untersuchte ab 1931 ein Forscherteam um Marie Jahoda und Paul Lazarsfeld. Nachdem in Marienthal die örtliche Textilfabrik zugesperrt hatte, wurde die einstige Arbeitersiedlung im niederösterreichischen Gramatneusiedl zum Schauplatz der Marienthal-Studie. Die Studie erlangte weit über die Grenzen der Sozialwissenschaften hinaus Berühmtheit – was sie nicht allein ihren Erkenntnissen, sondern auch ihrer Lesbarkeit verdankte. Keine Vertrautheit mit der wissenschaftlichen Sprache ist zur Lektüre nötig. Vielmehr hat man es bei den „Arbeitslosen von Marienthal“ mit einem packenden Dokument über die sukzessive Verarmung, Vereinsamung und Verlotterung als Folge von langer Arbeitslosigkeit zu tun.
Ein junger, aufstrebender Arbeitsmarktexperte und SPÖ-Politiker machte die geschichtsträchtige Gemeinde Gramatneusiedl 2020 zum Zentrum seines Prestigeprojekts zur Abschaffung von Langzeitarbeitslosigkeit. Ab 2018 leitete Sven Hergovich das niederösterreichische Arbeitsmarktservice. Seit Montagabend ist der mittlerweile 34-Jährige Chef der niederösterreichischen SPÖ. Das Programm „Jobgarantie Marienthal“ läuft noch bis Februar 2024.