Fachkräftemangel

Zahl der Arbeitslosen sinkt weiter

Mathias Kniepeiss
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Unternehmen suchen so viele Fachkräfte wie nie. Der Mangel an Personal führt bereits zu Umsatzverlusten.

Wien. Das vergangene Jahr war kein leichtes, auf die Pandemie folgten der Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen explodierenden Energiepreise sowie die anhaltend steigende Inflation. Krisen überall also, doch einem Sektor konnten diese kaum etwas anhaben: dem österreichischen Arbeitsmarkt.

Ende Jänner 2023 lag die Zahl der Arbeitslosen auf einem so niedrigen Wert wie zuletzt im Jahr 2008: In Österreich haben derzeit 390.059 Menschen keine Arbeitsstelle, wie das Arbeitsministerium am Mittwoch mitteilte. Davon befinden sich 72.928 in AMS-Schulungen, die übrigen Personen sind auf Jobsuche. Das ergibt eine Arbeitslosenquote in Höhe von 7,6 Prozent und liegt damit unter dem Wert vom Jänner 2022. Im Vorjahr lag die Quote bei acht Prozent, vor zwei Jahren bei 11,4 Prozent.

Aufgrund saisonaler Effekte sind in den Sommermonaten üblicherweise bis zu 100.000 Menschen mehr beschäftigt als im Winter. Die nun im Winter so niedrige Arbeitslosenquote hat einen Grund: Die heimische Wirtschaft sucht händeringend nach Arbeitskräften. Der bereits viel zitierte Fachkräftemangel erreichte schon im Jahr 2022 einen vorläufigen Höhepunkt – und setzt sich heuer nahtlos fort.

Suche nach Mitarbeitern

Laut einer aktuellen Umfrage der Beratungsfirma EY Österreich gaben 87 Prozent der befragten mittelständischen Unternehmen an, dass es ihnen derzeit schwerfalle, neue und qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden.

Und das wirkt sich auch auf deren Umsatz aus: Mehr als die Hälfte aller befragten Unternehmen gaben an, Umsatzeinbußen infolge der Personalnot verzeichnen zu müssen. Diese Umfragewerte haben sich in den vergangenen Jahren drastisch verschlechtert, denn etwa im Jahr 2014 – damals begannen die Erhebungen – gaben nur 30 Prozent der befragten Unternehmen an, keine größeren Schwierigkeiten beim Einstellen von Fachkräften zu haben.

Besonders ausgeprägt sind die Folgen des Fachkräftemangels für den Umsatz im Transport- und Energiesektor (64 Prozent), im Gesundheitsbereich (59 Prozent), im Finanz- und Dienstleistungswesen (54 Prozent) und in der Tourismusbranche (50 Prozent). Zudem gibt es regionale Unterschiede: Die meisten Fachkräfte fehlen bei Unternehmen in Niederösterreich und Oberösterreich. Am besten gestaltet sich die Situation in Salzburg und in Wien – doch auch hier klagen mehr als 30 Prozent über große Schwierigkeiten bei der Fachkräfterekrutierung.

Ruhe vor dem Sturm

Die während der Covid-Pandemie populär gewordene Kurzarbeit wird nach wie vor genutzt, aber auch dort sind die Zahlen stark rückläufig. Per Ende Jänner 2023 waren 1214 Personen zur Kurzarbeit vorangemeldet – im Jänner des Vorjahres lag diese Zahl noch bei 150.230 Personen. Aufgrund der guten Arbeitsmarktlage und vieler offener Stellen komme die Kurzarbeit derzeit nur noch sehr punktuell zum Einsatz. Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) zeigte sich in einer Aussendung positiv gestimmt: „Wir haben bereits ab dem zweiten Quartal 2022 gesehen, dass der Arbeitsmarkt trotz mehrerer Krisen robust geblieben ist. Dieser Trend setzt sich auch Anfang 2023 fort, und wir beobachten weiterhin eine positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt.“ Gleichzeitig werde das erste Halbjahr 2023 auf dem Arbeitsmarkt wohl herausfordernder als das „Aufholjahr“ 2022.

Johannes Kopf, Vorstand des Arbeitsmarktservice (AMS), zeigte sich etwas vorsichtiger als Kocher. Zwar sei die Jänner-Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahresmonat noch um rund 3,7 Prozent zurückgegangen. „Die Betonung liegt hier aber deutlich auf dem Wort „noch“. Es ist wohl damit zu rechnen, dass wir im ersten Quartal bereits leicht steigende Arbeitslosenzahlen werden beobachten müssen.“

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