Kunstlicht

Bundesmuseen: Auf der Suche nach einem Quotenmann

KHM-DIREKTORIN SABINE HAAG
KHM-DIREKTORIN SABINE HAAGAPA/HELMUT FOHRINGER
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KHM-Generalin Sabine Haag dürfte sich nicht mehr bewerben. Staatssekretärin Mayer wird die Weichen für Wiens Museumszukunft stellen.

Spätestens morgen, Freitag, wenn KHM-Generaldirektorin Sabine Haag verschiedenen Medien, auch der „Presse“, Interviews gibt, werden wir wissen, ob stimmt, was man sich bereits erzählt in Wien, diesem Dorf: Haag werde sich nicht um eine weitere Amtszeit bewerben. Das kann sie ohne Bedenken tun. Wenn ihr Vertrag am 31. 12. 2024 endet, wird sie kurz vor ihrem 63. Geburtstag stehen. Wird sie 15 Jahre dieses einst erste Museum des Landes geleitet haben. Außerdem soll ein Gespräch mit Staatssekretärin Andrea Mayer (Grüne), der schon unheimlich mächtigen Besetzerin, Haag signalisiert haben – es wird gut gewesen sein.

In den vergangenen Jahren ist vergleichsweise Stillstand eingetreten im KHM. Die Umstände, unter denen Haag 2017 von Thomas Drozda demontiert und dann, als ihr designierter Nachfolger, Eike Schmidt, 2019 einen Monat vor Antritt absagte, kurzzeitig wieder montiert wurde, waren sicher nicht zuträglich – der Motivation der Direktorin, der Dynamik im Haus. Einbunkern heißt die Devise. Die mancher Neuzugang überraschend perfektioniert hat – Peter Kerber etwa, Direktor des Herzstücks des Hauses, der Gemäldegalerie, sowie als Leiter der Sammlungen und Forschung allen übergeordnet: Seit Antritt im Juli 2021 gibt er keine Interviews. Kein einziges. Und hat auch keine Ausstellung kuratiert. Muss man sich auch einmal leisten können.

Schlichtes Gegenteil dessen, nämlich omnipräsentes Verkündigungsorgan gefühlt aller Museen, vor allem in der Coronazeit, ist Albertina-Chef Klaus Albrecht Schröder. Nach 25 Jahren als Generaldirektor, hat er bereits mitgeteilt, werde er sich zurückziehen. Und wünscht sich Angela Stief, die er als Direktorin der Albertina Modern installiert hat, als Nachfolgerin. Ob das ein sonderlich kluger Move von ihm war, Mayer derart vorzugreifen?

Vergleicht man die eben veröffentlichten Ausschreibungen, fallen vor allem Unterschiede im großteils Gleichlautenden auf: Beim KHM wird etwa dezidiert auf Konzepte Wert gelegt, alle Standorte zu stärken, also auch stiefmütterlich behandelte wie Weltmuseum und Theatermuseum.

Wahnsinnig relevant kann die vorgeschriebene Passage, die v. a. Frauen zur Bewerbung einlädt, diesmal jedenfalls nicht werden: Müsste man doch eher einen Quotenmann suchen; die Bundes-Kunstmuseen werden bis auf die Albertina von Frauen geleitet. Zumindest das dürfte z. B. dem ehrgeizigen Leopold-Museum-Direktor, Hans-Peter Wipplinger, wohin auch immer er tendieren sollte, zu Maria Theresia oder Herzog Albrecht, nicht zum Verhängnis werden. Im April werden Gespräche (Personalberatung Alto) geführt, im Mai, Juni dürfte Mayer entscheiden. Sie wird die Weichen für Wiens Museumslandschaft stellen.

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