Bericht

UNO vermittelt offenbar wirkungslose CO2-Zertifikate

APA/AFP/OLIVIER MORIN
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Die UNO betreibe dafür eine Internet-Plattform, die sich in Form eines Online-Shops an Verbraucher und Unternehmen richte. Ein erheblicher Teil der dort angebotenen Billig-Zertifikate könnte jedoch wirkungslos sein.

Die Vereinten Nationen vermitteln einem Bericht zufolge CO2-Zertifikate, die offenbar unwirksam sind - und demzufolge das Klima nicht schützen. Die UNO betreibe dafür eine Internet-Plattform, die sich in Form eines Online-Shops an Verbraucher und Unternehmen richte, berichtet die "Wirtschaftswoche" am Freitag. Nach Recherchen der Zeitung und des Online-Magazins Flip könnte ein erheblicher Teil der dort angebotenen Billig-Zertifikate wirkungslos sein.

Auf der Plattform können Nutzer den Angaben zufolge besonders kostengünstig Emissionen ausgleichen, teilweise für wenige Cent pro Tonne CO2. Dies sei ein Bruchteil der üblichen Kosten von mehreren Euro pro Tonne. Mit CO2-Zertifikaten können Unternehmen ihre Emissionen kompensieren und ihre Produkte damit als "klimaneutral" bezeichnen. Der weltweite Handel mit diesen Zertifikaten steht immer wieder in der Kritik.

Viele unwirksame Zertifikate im Umlauf

Nach Auffassung unabhängiger Experten seien derzeit erhebliche Mengen unwirksamer UN-Zertifikate im Umlauf. Der Klimaforscher Martin Cames vom Öko-Institut etwa geht davon aus, dass bis zu 85 Prozent der UN-Projekte dem Klima nicht so helfen, wie sie es vorgeben. "Trotzdem trägt das alles das UN-Siegel, ich halte das für problematisch", sagte Cames der Zeitung.

Flip und die "Wirtschaftswoche" untersuchten nach eigenen Angaben unter anderem ein Staudamm-Projekt in Brasilien, dessen CO2-Zertifikate ein brasilianisches Unternehmen in dem Online-Shop der UNO anbietet. Nach Angaben verantwortlicher Mitarbeiter des Betreibers wäre der Staudamm auch ohne das Geld aus den Zertifikaten gebaut worden. Das Projekt spare demnach keine zusätzlichen Emissionen ein. Die Zertifikate, die damit in Verbindung stehen, dürften also wertlos sein.

Trotz mehrfacher Anfrage äußerte sich die UNO den Angaben zufolge nicht zu den Ergebnissen der Recherche.

>>> Zum Bericht der "Wirtschaftswoche"

(APA)

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