Neuinszenierung

Staatsoper: Salome als sexuell missbrauchtes Kind

Staatsoper/Michael Pöhn
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Drei Salomes statt einer auf der Bühne: In Cyril Testes Inszenierung von Richard Strauss' Oper war Malin Byström als Salome nicht die beste Besetzung. Philippe Jordan sorgte für orchestral präzises Funkeln, vokal sollte man nachbessern.

Man soll nicht sagen, man hätte nichts gelernt an einem solchen Abend. Die Lüftung der Staatsoper funktioniert jedenfalls, sonst hätte die Sache mit dem Parfum nicht geklappt. Ob das ein wichtiger Aspekt einer Interpretation von Richard Strauss' „Salome“ sein kann, weiß ich nicht. Aber es war nun einmal der Wille des Regisseurs Cyril Teste, dem „Tanz der sieben Schleier“ eine spezielle Duftnote zu verleihen. So roch es denn angenehm im Haus, als Francis Kurkdjians Essenzen sich ausbreiteten. Den Tanz bekamen wir hingegen nicht zu sehen. Jedenfalls nicht, wie vorgeschrieben, als Striptease eines Teenagers zwecks Sinnesreizung des Königs Herodes.

Dessen Voyeurismus mit dem des Publikums zu verquicken, war einst Oscar Wildes Reklame-Trick. Die Zensoren haben ihm das sehr übel genommen, worüber wir mehr als 100 Jahre später nicht milde lächeln dürfen, sind wir doch dank der herrschenden politischen Korrektheit auf dem besten Weg dazu, ähnlich prüde zu agieren wie unsere Altvordern. Die haben es dem Operndirektor Gustav Mahler unmöglich gemacht, die Vertonung des anzüglichen Wilde-Dramas durch Richard Strauss auf die Hofopernbühne zu bringen. Heutzutage kommt eine Enthüllungs-Szene im Dreivierteltakt schon wieder nicht in Frage. Die Regisseure müssen sich aus der Affäre ziehen, jeder auf seine Weise. In Salzburg hat Romeo Castellucci die Kommentatoren damit begeistert, dass er Salome einfach während der Tanzmusik bewegungslos auf einem Stein kauern ließ.

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