ORF Niederösterreich

Wer Robert Ziegler nun nachfolgen könnte

Robert Ziegler muss gehen. Noch vor dem Vorliegen des Abschlussberichts der ORF-internen Kommission gab er als Landesdirektor am Freitag seinen Rücktritt bekannt.
Robert Ziegler muss gehen. Noch vor dem Vorliegen des Abschlussberichts der ORF-internen Kommission gab er als Landesdirektor am Freitag seinen Rücktritt bekannt.ORF/Hans Leitner / OTS
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Den Kommissionsbericht nimmt der Landesdirektor vorweg – und zieht sich zurück. Als Nachfolgerin wird Lisa Totzauer gehandelt. Alternativen gibt es auch.

Wien/St. Pölten. Am Ende hat es den Bericht nicht mehr gebraucht, den eine eigens einberufene Kommission über Robert Ziegler angefertigt hat: Der Ex-Chefredakteur und bis gestern Landesdirektor des ORF Niederösterreich kam dem für Montag angekündigten Bericht zuvor. Am Donnerstagabend trat er zurück, „um weiteren Schaden vom Landesstudio und vom ORF abzuwenden“, wie Generaldirektor Roland Weißmann Freitagfrüh via Aussendung bekannt gab.

Wenige Stunden zuvor hatte der Vorsitzende der Kommission, Gerhard Draxler, im Gespräch mit der „Presse“ angekündigt, dass er Weißmann den fertigen Bericht am Montag vorlegen wolle. Inhaltlich aber äußerte er sich nicht. Das Gros der 53 Aussagen von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen vor der Kommission dürfte jedoch jene schweren Vorwürfe bestätigt haben, über die unter anderen die „Presse“ im Dezember berichtet hat: Ziegler soll jahrelang auf Kosten der GIS-Zahler politische Interessen der ÖVP über jene seiner journalistischen Unabhängigkeit gestellt haben, indem er Beiträge im Nachhinein veränderte oder im Vorhinein kuratierte. Er selbst soll sich als Bestandteil des ÖVP-Netzwerks verstanden haben. Bis dato zeigte er keinerlei Schuldbewusstsein. Er sprach von „diffusen Vorwürfen“ und einer „Kampagne“ gegen sich. Den Grund für seinen Rücktritt sah er am Freitag im „Band des Vertrauens“ zu seinen Mitarbeitern, das „gerissen“ sei. Er sei zuvor nie mit derlei Vorwürfen konfrontiert worden. Tatsächlich aber gab es immer wieder Beschwerden beim Betriebsrat. Als Ziegler 2020 nach dem Festival in Grafenegg eine Mitarbeiterin auf dem Heimweg umkehren ließ, um Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner in einen Beitrag zu schneiden, schlug das auch im ORF-Zentrum in Wien auf. In einem Fall ging man gar mit Anwalt gegen ihn vor.

Totzauer, Aigelsreiter oder Hofer?

Interimistisch übernimmt Radio-Direktorin Ingrid Thurnher sein Amt. Sie hat seit Dezember schon Agenden für die Berichterstattung über. Als Zieglers potenzielle Nachfolgerin wird Lisa Totzauer gehandelt. Derzeit ist sie für die ORF-Magazine verantwortlich. Gegen Weißmann musste sie sich im Rennen um die Generaldirektion geschlagen geben. Sie soll gute Connections zu Mikl-Leitner, aber kein großes Interesse am Job haben, heißt es. Den Namen Alexander Hofer, ORF2-Channelmanager, schnappt man im ORF-Flurfunk ebenfalls auf. Hannes Aigelsreiter wird auch genannt, der aktuell als Favorit für den Posten als ORF-Sportchef gehandelt wird. Für den begehrten Job waren diese Woche Hearings angesetzt. Ex-ZiB-Chefredakteur Matthias Schrom, im November selbst wegen einer Chataffäre zurückgetreten, soll ebenfalls Ambitionen auf den Sportchefsessel haben, sollte Aigelsreiter nach Niederösterreich gehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.02.2023)

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