Milena Michiko Flašar bleibt ganz nahe an der Realität, die ohnehin seltsam und fremd genug ist.
Buch der Woche

Milena Michiko Flašar: Kein Lächeln nach Vorschrift

Suzus letzte Beziehung ist durch Ghosting zu Ende gegangen, ein Studium hat sie abgebrochen, die Eltern leben woanders, sie hat keinen Freundeskreis. Und nun ist sie auch noch arbeitslos – Milena Michiko Flašarswunderbarer Roman „Oben Erde, unten Himmel“.

Wieder war ein Tag vergangen, und ich war niemandem zur Last gefallen. Ein Tablett nach dem anderen hatte ich an die nummerierten Tische befördert. Ich hatte vorschriftsmäßig gegrüßt und gelächelt.“ Trotz aller Berücksichtigungen der Vorschriften wird Suzu, die als Aushilfskellnerin arbeitet, leider entlassen – wegen „mangelnden Liebreizes“. Es fehle ihr das „soziale Plus“, behauptet der Geschäftsführer und gibt ihr zum Abschluss noch den Ratschlag, sich einen Job zu suchen, bei dem sie so wenig wie möglich mit Menschen zu tun hat. Doch ist es nicht auch ein soziales Plus, unaufdringlich zu sein, die Leute nicht indiskret auszufragen und ihnen keine Dinge aufzudrängen, die sie in Wirklichkeit gar nicht wollen?

In einer japanischen Großstadt lebt die 25-jährige Suzu allein in einer Einzimmerwohnung, Gesellschaft hat sie nur durch ihren Goldhamster Punsuke, den sie aber kaum sieht, weil er nachtaktiv ist. Immerhin fühlt sie sich durch ihre täglichen Versorgungspflichten auf eine gewisse Weise geborgen. Ihre letzte Beziehung ist durch Ghosting zu Ende gegangen, ihr Datingpartner hatte sich nach drei Monaten loser Treffen einfach nicht mehr gemeldet. Und nun ist sie auch noch arbeitslos.

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