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Salzburg wird nicht Double-Sieger

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Sturm Graz bezwang Salzburg im Elfmeterschießen und steht im Halbfinale des ÖFB-Cups. Bei den Bullen wird gerätselt, bei den "Blackies" gefeiert.

Das Gipfeltreffen im Cup-Viertelfinale hat für einen Paukenschlag zum Auftakt des heimischen Fußball-Frühjahrs gesorgt. Titelverteidiger und Serienmeister Salzburg musste sich am Freitag Sturm Graz nach einer intensiven, hochklassigen Partie im Elfmeterschießen mit 4:5 beugen und damit auch die Double-Pläne ad acta legen. Ein Triumph in Salzburg sei "kein Hirngespinst", hatte Sturm-Coach Christian Ilzer vor dem Spiel gemeint. Er sollte recht behalten.

Wieder waren es nach 27 Cup-Erfolgen en suite die Grazer, die Salzburg in die Knie zwangen. So wie zuletzt beim 1:0 n.V. im Cupfinale 2019. Die Steirer sind damit seit der Saison 2013/14 das einzige Team, dem das gelang - und das nun zweimal. Sturm darf inzwischen als eine Art Angstgegner der "Bullen" gelten. Seit vier Pflichtspielen gelang den Favoriten kein Sieg mehr, zwei Partien davon gingen verloren. "Es gibt uns natürlich Selbstvertrauen, dass wir so einem Team so Paroli bieten können", sagte Ilzer. "Wir können Salzburg in einzelnen Spielen auf Augenhöhe begegnen. Es sind aber noch 16 Runden zu spielen."

Vor allem mit der ersten Hälfte, zu deren Start vor nur 9.263 Zuschauern, davon 1.600 im Grazer Sektor, die Gäste ordentlich Druck machten, legte Sturm den Grundstein. Der aus dem Salzburger Nachwuchs stammende Jusuf Gazibegovic erzielte per abgefälschtem Schuss eine durchaus verdiente Führung (37.). "In der ersten Hälfte haben wir eine extreme Intensität gehabt, hätten einen Elfer bekommen müssen. Da war ich topzufrieden", meinte Ilzer, der bei einem Rempler Oumar Solets gegen Emanuel Emegha den Strafstoß vermisste.

Die Hausherren kamen freilich dank Leistungssteigerung nach erstem Seitenwechsel ebenso verdient zum Ausgleich. Dass sich Neo-Goalie Arthur Okonkwo beim Weitschuss von Amar Dedic unglücklich präsentierte (76.), sollte die Arsenal-Leihe im Elferschießen wieder ausbügeln. "Das 1:1 muss er ohne Frage halten, aber dafür hat er andere Dinge gut gemacht, hat große Ruhe ausgestrahlt", nahm Ilzer den Nachfolger von Jörg Siebenhandl in Schutz.

Im "finale grande" scheiterte Sturms Startschütze Manprit Sarkaria gleich an Philipp Köhn, ehe es Okonkwo mit einer Parade bei einem - schwachen - Versuch Maurits Kjaergaards wieder spannend machte. So spannend, dass Salzburgs Nicolas Capaldo den Ball beim sechsten Versuch über das Tor jagte und damit das Aus besiegelte. "Ich habe immer gespürt, dass wir im Kopf entschlossen sind. Ich hatte nie Zweifel, dass wir das Spiel gewinnen", meinte Ilzer.

Für sein Salzburger Pendant Matthias Jaissle war es eine der bisher seltenen Enttäuschungen in der Trainerkarriere. "Riesengroß" sei sie, erklärte der Deutsche. "Aber wir müssen den Blick nach vorne richten. Es gab genug Schlüsselmomente, vor allem im Strafraum", weinte er nicht zuletzt den vergebenen Möglichkeiten nach. "In der ersten Hälfte waren wir nicht 100 Prozent, wir konnten aber dann den Schalter umlegen. Unsere Dominanz war spürbar."

Ob der Triumph ein Fingerzeig für die Meisterschaft ist, wird sich weisen. Nach 16 von 22 Grunddurchgangsrunden liegt Sturm sechs Punkte hinter dem Leader, direkte Duelle stehen erst wieder in der Meistergruppe und damit nach Punkteteilung auf dem Programm. Und auch, wenn den heimischen Fans nach neun Serientiteln für Salzburg en suite schon etwas die Fantasie dafür fehlen mag: Für einen Hauch Spannung hat die Partie am Freitag auch in dieser Hinsicht wieder gesorgt.

"Ich hoffe nicht", meinte Jaissle angesprochen auf die Möglichkeit eines mentalen "Knacks'" in seinen Spielerköpfen. "Wir haben eine extrem junge Truppe. Natürlich geht da sehr viel durch die Köpfe. Aber es ist ein riesen Lernprozess für die Jungs, den soll sie auch machen. Dann bin ich guter Dinge, dass wir unser Ziel, die Meisterschaft, erreichen." Der in der zweiten Hälfte eingewechselte Routinier Andreas Ulmer, mit 37 um drei Jahre älter als Jaissle, sah jedenfalls "keinen Grund, den Kopf hängen zu lassen. Denn Sturm hat uns nicht beherrscht."

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