Kunstwerte

Vertrauensfrage

Das neue Messe-Team der Spark stieß bei der heimischen Galerienszene auf Ablehnung. Es folgte die Absage. Eine für den Wiener Markt so typische Geschichte.

Eigentlich sah die Zukunft des Messeplatzes Wien im zeitgenössischen Segment rosig aus. Die Viennacontemporary hat sich von der Krise erholt und mit klarem Osteuropafokus neu aufgestellt und Messeneuling Spark Art Fair setzte auf ein innovatives Konzept mit Solopräsentationen und junger Kunst. Die Ausrichtungen waren so unterschiedlich, dass sie einander ergänzten. Doch dieser Frieden hielt nicht lang. Es war wohl zu schön, um wahr zu sein. Mit dem Abgang von Spark-Geschäftsführer und Initiator Renger van den Heuvel im Herbst verlor die Messe den international gut vernetzten Kopf. Unstimmigkeiten zwischen van den Heuvel und Mehrheitseigentümer Herwig Ursin sollen der Grund der Trennung gewesen sein. Und damit nahm die Geschichte einen für den Wiener Markt typischen Lauf.

Die Spark hat keinen künstlerischen Direktor, sondern kooperiert mit Kuratoren. Genau da lag die Stärke van den Heuvels. Ursin stellte zwar rasch ein neues Führungsteam zusammen, doch dieses stieß bei den heimischen Galerien auf Ablehnung. Mittwoch warf die Spark zumindest für heuer das Handtuch und sagte die Messe ab. Begründet wurde das in der Aussendung mit „Interessenskonflikten innerhalb der Wiener Kunstszene, in die die Spark verstrickt wurde“.

Unterschätzt. Der Wiener Markt hat den Ruf der Freunderlwirtschaft und auch Streitereien sind keine Seltenheit. Das zeigte sich rasch bei Recherchen zur Spark. Offiziell will keiner Stellung nehmen, aber nach ein paar Gesprächen zeichnete sich schnell ab, dass es in der Galerienszene zwei Positionen gibt: Eine unterstützt auch nach dem Abgang von van den Heuvel die Spark, die andere spricht dem neuen Team die Kompetenz ab. Insbesondere der Rückzug der renommierten Kuratorin Sabine Breitwieser aus dem Kuratorenteam hat die Situation zur Eskalation gebracht. Denn am Kunstmarkt geht es um das Vertrauen in die Kompetenz und die internationale Vernetzung. Eine Kunstmesse ist eine Vermittlungsplattform zwischen Institutionen, Kuratoren, Galerien und Sammlern. Diese internationalen Kontakte kaufen sich die Aussteller ein. Sobald sie das Gefühl haben, dass sie ihr Investment in Form verwertbarer Kontakte nicht zurückverdienen können, sind sie raus. Das hat das Spark-Management offensichtlich komplett unterschätzt.

Für die heimische Kunstszene ist die Absage eine schlechte Nachricht. Denn obwohl der Wiener Messemarkt eine hohe Dichte an Veranstaltungen hat, gibt es kaum Formate von internationalem Rang. Die Spark war eine davon.

eva.komarek@diepresse.com

www.diepresse.com/kunstwerte

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.02.2023)

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