Käse

Zähmung der Mikroben

Die ganze – bisweilen auch anrüchige – Vielfalt ist winzigen Gehilfen zu danken.
Die ganze – bisweilen auch anrüchige – Vielfalt ist winzigen Gehilfen zu danken.Kirchgessner / laif / picturedesk
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Nicht nur Tiere und Pflanzen wurden von Menschen domestiziert, auch Bakterien und Pilze konnten früh dienstbar gemacht werden.

Dass der Geruch mancher Käse an den ungewaschener Körperteile erinnert, brachte die Mikrobiologin Christina Agapakis (UC Los Angeles) 2014 auf die Idee, Freiwilligen Abstriche von Füßen – und Achselhöhlen und Bauchnäbeln – zu nehmen, das Gewonnene im Labor zu mehren, in Milch zu rühren und dann ein wenig zu warten. Die Ergebnisse wurden unter dem Titel „Grow Your Own“ im Trinity College in Dublin präsentiert, vor manchen wandten sich die Nasen mit Grausen, andere erinnerten an Spezialitäten auf Käsewagen gehobener Restaurants.

Und vielleicht hat beim Käsemachen ja alles so begonnen, vielleicht entstanden die Genüsse partiell durch das, was von den Käsern selbst in die Produkte geriet: „Er melkte die Schaf' und meckernden Ziegen, ließ von der weißen Milch die Hälfte gerinnen und legte sie zum Trocknen in fest geflochtene Körbe“ (9. Gesang, 245). Das beobachtete Odysseus in der Höhle des Polyphem, der etwas praktizierte, was nach der Domestikation der Nutztiere vor 11.000 Jahren im Nahen Osten entwickelt worden war, weil eines ihrer Produkte gleich zwei Probleme bereitete, die Milch: Sie war nur für Babys genießbar, weil beim Heranwachsen das für die Verdauung des Milchzuckers Galaktose zuständige Gen den Dienst einstellte (und erst Jahrtausende später eine Mutation abhalf, auch sie bis heute nur einem kleinen Teil der Menschheit). Und sie hielt nicht lang, wurde rasch sauer.

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