Davis Cup

Österreich braucht jetzt ein "Wunder"

TENNIS - Davis Cup, CRO vs AUT
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Dominic Thiem enttäuschte schwer und ist nachdenklich, Dennis Novak verlor ebenso - und Kroatien führt beim Davis-Cup-Duell in Rijeka mit 2:0. Die Wende scheint ausgeschlossen - die Gründe für diese Ratlosigkeit stimmen nachdenklich.

Österreichs Davis-Cup-Team braucht am Sonntag in der Qualifikationsrunde in Rijeka gegen Kroatien ein Wunder, soll es nach dem 0:2-Rückstand noch zum Sieg reichen. Nach der eingeplanten 3:6,5:7-Niederlage von Dennis Novak gegen den Weltranglisten-23. Borna Coric, musste sich auch Dominic Thiem im zweiten Einzel geschlagen geben. Der Ex-US-Open-Sieger unterlag dem im Ranking 22 Plätze hinter ihm liegenden Borna Gojo vor rund 2.000 Fans mit 3:6,6:7(2).

Damit ist der Traum vom zweiten Aufstieg in die Finalrunde der Weltgruppe nach 2021 in weite Ferne gerückt. Denn die Truppe von Davis-Cup-Kapitän Jürgen Melzer muss nun am Sonntag (ab 13.00 Uhr) sowohl das Doppel als auch die beiden ausständigen Einzel gewinnen, um den Spieß noch umzudrehen. Gelingt dies nicht, muss wie im Vorjahr im September gegen den Abstieg aus der Weltgruppe I gespielt werden.

Thiem wollte seine Niederlage nicht an der starken Leistung Gojos festmachen. "Ich glaube nicht, dass er über seine Verhältnisse gespielt hat. Er hat zwischen 220 und 230 km/h serviert. Ich habe mir, auch wenn einer so serviert, zu wenige Chancen erarbeitet, ihn zu breaken", konstatierte der 29-jährige Niederösterreicher.

Sein Aufschlag sei bis auf das Break im ersten Satz okay gewesen. "Was mich heute am meisten ärgert, war das Tiebreak, das war schwach. Ich habe gesehen, dass er ein bisschen tight (nervös) geworden ist, und da war es ganz klar mein Fehler, dass ich da nicht daraus Kapital schlagen konnte", äußerte Thiem Selbstkritik.

Frustriert sei er gleich doppelt: "Ich bin frustriert, weil es 0:2 steht. Ich hätte dem Team gern das 1:1 gegeben, das wäre auch besser gewesen für das Doppel morgen und dann bin ich natürlich auch wegen meinem Match frustriert." Thiem fühlt sich aktuell topfit, von der Verletzung sei keine Spur mehr und auch fehlende Matchpraxis wollte er nicht anführen.

Auch Jürgen Melzer hatte sich diesen Zwischenstand natürlich nicht ausgemalt. Zum Novak-Match meinte Melzer resümierend: "Man muss schon sagen, dass Coric der Bessere war. Der hat, glaube ich, fünf Eigenfehler gemacht. Die zweite Partie tut natürlich weh, wenn man auf der einen Seite gesehen hat, wie sehr er (Thiem) will. Und du kannst ihm keinen Vorwurf machen, er hat mit allem, was er gehabt hat, dagegengehalten. Er hat das gebracht, was im Moment das ist, was er hat", sagte der ÖTV-Kapitän.

Schon im Auftakt-Game hätte das Match anders verlaufen können, glaubt Melzer. "Wenn Dominic das Break zum 1:0 macht, läuft die Partie wahrscheinlich ganz anders. So serviert sich der Gojo in einen richtigen Lauf rein." Thiem habe hingegen bei seinen Aufschlagspielen kaum freie Punkte erhalten. "Leid tut es mir ums Game bei 5:5 im zweiten Satz", wo Thiem knapp an der Breakchance dran war. "Jetzt stehen wir mit einem 0:2 da. Ich erhoffe mir morgen einfach eine gute Leistung im Doppel, dann werden wir sehen, wie es weitergeht."

Für Thiem verlief sein Davis-Cup-Comeback nach fast dreieinhalb Jahren für den ÖTV vom Start weg nicht gut: Zunächst konnte er im Auftakt-Game einen Breakball nicht verwerten, dann musste er zum 1:3 selbst sein Service abgeben. Bei 2:4 fand Thiem zwei Rebreak-Möglichkeiten vor, doch es war Gojo, der auf 5:2 davonzog. Nach 41 Minuten stellte der Außenseiter, der unter anderem mit krachendem Service beeindruckte, mit einem Zu-Null-Aufschlag-Game auf 6:3.

Kompromisslos und mit enormem Druck war die Nummer 121 der Welt und nach dem Ausfall von Marin Cilic kroatische Nummer zwei gegen Thiem letztlich nie in Gefahr. Ein teilweise auch verkrampft wirkender Thiem fand in dem Match auf hohem Niveau kein Mittel gegen den 1,96-m-Mann, auch wenn Satz zwei weit enger verlief.

Während Gojo bei seinen Aufschlag-Spielen ungefährdet war, verhinderte Thiem bei 3:3 das Break gerade noch. Bis zum 5:5 ging es in der Tonart weiter, wobei Thiem bei einer 5:4-Führung zumindest einmal in die Nähe einer Breakchance, nämlich auf Einstand, kam. Thiem wehrte bei 5:5 drei Breakballe ab und stellte das 6:5, her. Unbeeindruckt auch vom engeren Zwischenstand servierte sich Gojo ins Tiebreak, in dem Thiem nach einem Doppelfehler zum 1:3 in Rückstand geriet und sich bei 2:6 nach 1:45 Stunden vier Matchbällen gegenübersah. Gojo verwertete gleich den ersten mit einem krachenden Returnwinner.

Im ersten Match hatte sich Dennis Novak gut verkauft. Nach 1:58 Stunden unterlag er dem favorisierten Weltranglisten-23. Borna Coric nach 1:58 Stunden mit 3:6,5:7.

"Mit einer Niederlage kann man nie zufrieden sein, aber ich kann auf jeden Fall viel Positives mitnehmen", bilanzierte Novak nach seinem ersten Duell mit Coric. "Es waren Kleinigkeiten, die heute den Ausschlag gegeben haben. Ein paar unerzwungene Fehler von mir zu viel, aber ich habe gewusst, ich muss das Risiko nehmen", erklärte der Niederösterreicher seine Taktik.

Wenn er gleich wieder auf den Platz gehen würde, würde er nicht viel anders machen. "Ich kann mir nicht viel vorwerfen. Die paar unerzwungenen Fehler kommen bei so einem Spieler, weil der ist unglaublich in der Defensive, bewegt sich unmenschlich. Ich habe gewusst, ich muss zu den Linien gehen."

Ein beinharter Grundlinien-Schlagabtausch zwischen der Nummer 23 und der Nummer 144 der Welt stand von Beginn an auf der Tagesordnung. In seinem zwölften Länderkampf für Österreich musste Novak aber zum 1:3 als erster Spieler den Aufschlag abgeben. Bei 1:4 wehrte der 29-jährige Niederösterreicher zwei Breakchancen des Kroaten ab und hatte dann bei 2:4 eine Rebreakchance. Doch letztlich war der erste Satz nicht mehr zu retten.

Der zweite Durchgang verlief weit umkämpfter. Bis zum 3:3 ging es mit dem Aufschlag, doch im siebenten Game drohte die Vorentscheidung, als der aufschlagende Novak mit 15:40 in Rückstand geriet. Der zweifache Familienvater wehrte gesamt drei Breakbälle aber ab und schaffte das 4:3. Bis zum 5:5 blieb es ausgeglichen, ehe Novak das Service zum 5:6 abgeben musste. Das war die Entscheidung zugunsten des Cincinnati-Siegers 2022.

Für Novak bedeutete der Auftritt gegen den Top-25-Mann auch einen Selbstvertrauenschub in Sachen Fitness. Er fühlt sich fit wie nie zuvor. "Ich habe mich in den letzten zwei, drei Monaten extrem verbessert. Ich habe fünf Kilo abgenommen und habe meine Ernährung umgestellt." Dieser Fitnessaufbau ist in der Vorbereitung auf Teneriffa auch in Zusammenarbeit mit dem Zehnkämpfer Dominik Distelberger gelungen, erzählte Novak.

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