Lawinengefahr

Lawinen fordern weitere Todesopfer in Tirol

Bergretter im Einsatz auf einer Rodelbahn am Hecher im Bereich Pill.
Bergretter im Einsatz auf einer Rodelbahn am Hecher im Bereich Pill.APA/ZOOM.TIROL
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Ein 62-jähriger Skitourengeher in Kaunerberg konnte nur mehr tot geborgen werden, genauso wie die zwei Skitourengeher in St.Anton, nach denen seit gestern Abend gesucht wurde. In Osttirol ist ein Schneepflug von einer Lawine erfasst worden, für den Fahrer kam jede Hilfe zu spät.

In Tirol ist am Sonntag ein weiterer Wintersportler nach einem Lawinenabgang gestorben. Zuvor waren drei seit Samstag verschüttete Skitourengeher in St. Anton am Arlberg und in Kaunerberg (Bez. Landeck) tot aus dem Schnee geborgen worden. In Osttirol riss ein Schneebrett einen Schneepflug mit, der 59-jährige Lenker starb. Seit Freitag starben in Tirol und Vorarlberg damit bereits acht Personen unter Lawinen. Es herrschte Warnstufe vier auf der fünfteiligen Skala.

Zu dem gegen 10.25 Uhr gemeldeten Abgang in Längenfeld (Ötztal) mit einem Todesopfer war vorerst wenig bekannt. Im Bereich des Geigenkamms war ein Wintersportler verschüttet worden, zunächst war dieser laut Leitstelle aus den Schneemassen gerettet worden. Laut Polizeiangaben zu Mittag ist die Person verstorben.

In St. Anton am Arlberg waren am Samstag gegen 10.30 Uhr zwei 29 und 33 Jahre alte Wintersportler, ein Skiführer und sein österreichischer Gast, im freien Skiraum von einem Schneebrett erfasst worden. Wegen der hohen Lawinengefahr wurde die Suche nach den Männern unterbrochen, selbst nach Sprengungen wurde die Situation als zu gefährlich eingestuft. Ihre LVS-Geräte konnten nah beieinanderliegend geortet werden. Die Suche war am Sonntag trotz heikler Bedingungen wieder aufgenommen worden, so mussten die Retter Posten abstellen, die während der Bergung den lawinengefährdeten Hang beobachteten.

Nach dem 62-jährigen Österreicher war ebenfalls seit Samstag gesucht worden, er war von einer Skitour auf die Hohe Aifnerspitze bei Kaunerberg nicht zurückgekehrt. Als der Hund des Mannes gegen 13.30 Uhr allein nach Hause kam, alarmierten Angehörige die Einsatzkräfte. Diese stellten im fraglichen Bereich einen frischen Lawinenabgang fest, eine Bodensuche war wegen der akuten Lawinengefahr zunächst nicht möglich. Die Suchaktion wurde daher erst am Sonntag fortgesetzt.

In St. Anton am Arlberg wurden zwei Personen von Lawinen verschüttet. Die Suche nach ihnen wurde zunächst unterbrochen, weil die Lage für die Retter zu gefährlich war.
In St. Anton am Arlberg wurden zwei Personen von Lawinen verschüttet. Die Suche nach ihnen wurde zunächst unterbrochen, weil die Lage für die Retter zu gefährlich war.APA/ZEITUNGSFOTO.AT

In Osttirol erfasste eine Lawine einen Schneepflug, der Fahrer starb. Das Schneebrett war in den frühen Morgenstunden entdeckt worden. Der Lenker war am Samstagvormittag mit Schneeräumarbeiten im Debanttal (Bez. Lienz) beschäftigt. Nach einer Suchaktion wurden sowohl sein Traktor als auch der Abgängige in einem Lawinenkegel gefunden. Der Notarzt habe aber nur mehr den Tod des Arbeiters feststellen können, hieß es vonseiten der Polizei.

Auch am Sonntag wurden wieder zahlreiche neue Lawineneinsätze gemeldet. So wurde in Längenfeld (Ötztal) im Bereich des Geigenkamms eine Person verschüttet, sie konnte aus den Schneemassen gerettet werden. Ebenfalls gerettet wurde ein Verschütteter nach einem Lawinenabgang in Warth am Arlberg. In Schwendau (Zillertal) und Hopfgarten (Brixental) konnten sich die Wintersportler selbst aus den Schneemassen befreien. Weitere Lawineneinsätze in Sölden und im Kleinwalsertal liefen zu Mittag, so die Leitstellen, ob es Verschüttete gab, war zunächst unklar.

Tote bei Lawinenabgängen

In Tirol und Vorarlberg war es am Samstag zu zahlreichen Lawinenabgängen gekommen, allein aus Tirol wurden 30 gemeldet, davon elf mit Personenbeteiligung. In Kaltenbach (Zillertal) starb ein 17-jähriger Neuseeländer unter einer Lawine, im Kleinwalsertal wurde ein seit Freitagabend abgängiger 55-jähriger Deutscher tot unter Schneemassen gefunden. Bereits am Freitag war in Tirol ein 32-jähriger chinesischer Freerider unter einer Lawine ums Leben gekommen.

Fachleute der Warndienste aus beiden Bundesländern appellierten an Wintersportler, große Vorsicht walten zu lassen. Unerfahrene sollten die Pisten derzeit nicht verlassen. Die Schneedecke sei sehr störanfällig, Lawinen könnten nicht nur durch bereits einzelne Wintersportler ausgelöst werden, auch spontane Abgänge seien möglich.

Lawinengefahr in Niederösterreich „erheblich"

In den Ybbstaler Alpen in Niederösterreich ist die Lawinengefahr im Laufe des Wochenendes von groß auf erheblich zurückgestuft worden. Über 1.000 Metern Seehöhe galt diese Einschätzung laut Warndienst auch für die Türnitzer Alpen und das Semmering-Wechselgebiet.

In den Ybbstaler Alpen, im Gippel-Göller- und Rax-Schneeberggebiet herrschte eine angespannte Lawinensituation im Tourenbereich mit umfangreichen, teils massiven Triebschneeablagerungen, die aber im Allgemeinen gut erkennbar seien. Das vorherrschende Lawinenproblem im Tourenbereich sei der umfangreiche, störanfällige Triebschnee, hieß es die Türnitzer Alpen und das Semmering-Wechselgebiet betreffend.

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