Young Finance

Wie informieren sich Junge über Aktien?

Aktientipps bei YouTube, Kryptogurus auf Instagram: Finfluencer stellen schnelle Renditen in Aussicht.

Wer sich auf sozialen Medien herumtreibt, kommt kaum an ihnen vorbei. Die Rede ist von Finanz-Influencern, kurz: Finfluencern. Die zumeist jungen Menschen, die mit Aktientipps um sich schmeißen, haben sich auf Instagram mittlerweile etabliert. Die größten Accounts im deutschsprachigen Raum weisen mehr als 100.000 Follower aus. Längst haben Unternehmen festgestellt, dass Influencer ihre Aktien besser vermarkten können als Finanzinstitute.

Das liege vor allem daran, dass sich junge Menschen mit den Influencern leichter identifizieren können und ihnen dabei auf Augenhöhe begegnet werde, erklärt die Leiterin des Instituts für Wirtschaftspädagogik, Bettina Fuhrmann, im Gespräch mit der „Presse“. Junge Menschen sprechen heutzutage offener über Geld, und seit der Pandemie ist das finanzielle Thema allgegenwärtig.

Laut Fuhrmann gibt es einerseits nun viele Menschen, die mehr Geld zur Verfügung haben, das sie während der Pandemie aufgrund fehlender Partys und Urlaube nicht ausgeben konnten. Und genau diese haben in der vielen Zeit, die sie gezwungenermaßen zu Hause verbracht haben, Wege gesucht, um das Geld anderweitig auszugeben und im Idealfall zu vermehren.

Tipp 1

Tipp 2

Tipp 3

Tipp 4

Was Sie beachten sollten bei der Aktienauswahl

Ein gesundes Geldleben lässt sich erlernen: Wer nur ein paar Grundregeln beherzigt, kann damit einen großen Beitrag für die persönliche Finanzsituation leisten.

Emotionen. Wer ein seriöses Portfolio aufbauen will, sollte sich über sachliche Analysen informieren und Aktienkäufe nicht aus der Emotion heraus tätigen. Dazu kann man sich direkt bei den Unternehmen über deren veröffentlichte Finanzberichte informieren. Auch schadet es nicht, sich Analystenkommentare anzuschauen.

Vorsorge. Als relevanter Grund für Investitionen wird immer wieder die private Altersvorsorge genannt. Um im Alter aber finanziell unabhängig zu sein, muss man doch einiges an Geld auf die hohe Kante legen und sollte deshalb schon früh damit beginnen.
Ansparpläne mit monatlichen geringen Beträgen summieren sich im Laufe der Jahre schon beträchtlich.

Keine Gurus. Ganz ehrlich: Wenn die selbst ernannten Social-Media-Börsenexperten immer Recht behalten würden, bestünde ihre Lebensgrundlage wohl nicht aus YouTube-Videos. Stattdessen hätten sie ausgesorgt und würden das ganze Jahr in einer Hängematte in der Karibik verbringen. Selbstbewusstsein und Hinterfragen der Tipps helfen immer.

Sparziele. Wenn Menschen über persönliche Sparziele verfügen, beginnen sie früher mit dem Sparen und sind dabei auch grundsätzlich erfolgreicher. Aber nicht nur das, wer ein Ziel vor Augen hat, ist motivierter, dieses auch zu erreichen. Der Schlüssel zum Erfolg ist, seine Ziele so konkret wie möglich festzulegen und diese auch im Auge zu behalten.

Nun haben Forscherinnen und Forscher der FH St. Pölten in Kooperation mit der Social-Media-Agentur Paradots eine erste Studie veröffentlicht, in der die Rolle der Finfluencer genauer unter die Lupe genommen wurde. Die Teilnehmenden wurden unter der Followerschaft ausgesucht, waren zwischen 18 und 34 Jahre alt, überwiegend männlich und stark investmentaffin: als gefragteste Anlageklassen gelten dabei Aktienfonds/ETFs (93 Prozent), Einzelaktien (91 Prozent) und Kryptowährungen (71 Prozent).

Klares Motiv

Aus dieser Befragung ergibt sich ein klares Motiv: Finfluencer sind zwar eine wichtige zusätzliche Informationsquelle, aber als Grundlage für eine Kaufentscheidung gelten die Produkte nur selten. Fast 70 Prozent der Befragten gaben an, auch Finanzmedien auf Instagram zu folgen, um sich über die Lage der Unternehmen seriös zu informieren. In den sozialen Medien liegt der Fokus also eher darauf, sich grundsätzlich zu informieren und dabei noch etwas unterhalten zu werden. Als relevantester Grund für Investments wird von fast 99 Prozent der Befragten der langfristige Vermögensaufbau angegeben, gefolgt von der privaten Altersvorsorge (92 Prozent) und der finanziellen Unabhängigkeit (88 Prozent). Kurzfristige Gewinne hingegen und der Nervenkitzel landeten bei der Angabe der Investmentgründe auf den letzten beiden Plätzen.

Mehr als 85 Prozent der Follower folgen übrigens nicht nur einem, sondern im Schnitt mehr als drei Finfluencern – allein auf Instagram. „Finfluencing ist eine Form des Infotainments“, erklärt Monika Kovarova-Simecek, Leiterin des Studiengangs Digital Business Communications der FH St. Pölten. „Informationen über Aktien und Investments werden mit unterhaltsamen Elementen, persönlichen Geschichten und Emotionen vermischt. Auch visuell und technisch bewegen sich die meisten Finfluencer immer am Puls der aktuellen Instagram-Trends.“

Auch wenn fast die Hälfte der Befragten (49 Prozent) bereits einen Kauf aufgrund einer Finfluencer-Empfehlung getätigt hat, stand dennoch die sachliche Analyse im Vordergrund. „Junge Investoren werden oft als besonders kurzentschlossen und risikoaffin charakterisiert“, sagt Eloy Barrantes von der Agentur Paradots. „Unsere Studie zeigt allerdings ein anderes Bild der befragten Follower: Sie sind überdurchschnittlich hoch gebildet, sehr interessiert an Investments, nutzen unterschiedliche Informationsquellen und verfolgen langfristige Anlageziele.“

Auf einen Blick

Fomo. Von Finfluencern wird gern die sogenannte „Fear of Missing Out“ geschürt: die Angst, etwas zu verpassen. Daher konzentrieren sich die meisten Finfluencer eher auf die Vorteile von Investments: Statt umfangreich über Risiken aufzuklären, erklären sie das Nicht-Investieren selbst zum größten Risiko.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.02.2023)

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