Ein Toter, seine verführerische Gattin, ein unbestechlicher Kommissar: Die idealen Film-noir-Zutaten dienen dem Südkoreaner Park Chan-wook in seinem Krimidrama „Die Frau im Nebel“ als Basis für eine hintersinnige Genre-Subversion.
Der ungeklärte Fall: Im Kriminalgenre steht er meist für das Scheitern. Für eitle Sisyphosarbeit, für fruchtloses Bemühen. Und für die schmerzliche Ungerechtigkeit unserer Welt. Von „Cold Case“ bis zu „Aktenzeichen XY . . . Ungelöst“ gilt daher: Was im Dunkeln liegt, muss von braven Bürgern und rechtschaffenen Ermittlern ans Licht gezerrt werden, zum Wohle der Allgemeinheit und zur Reinigung des Gewissens, im Dienste der Gesellschaft und Justitias. Und wenn das nicht gelingt – etwa in David Finchers antiklimaktischem Thriller „Zodiac – Die Spur des Killers“ –, so ist es stets untrügliches Zeichen für eine tiefere Verworfenheit, die uns längst in den Knochen sitzt. Und die kein Kommissar austreiben kann.
Doch man könnte das Ungeklärte auch anders sehen: als Chance auf einen unverhofft unerwarteten Ausgang, als offene Möglichkeitsform, als erweiterten Horizont. Geklärt heißt erledigt, abgehakt, vorbei. Tot. Es bedeutet, dass der Fahnder sich wieder seinem Alltag zuwenden muss, und was wartet da schon auf ihn? Kein Wunder, dass er bereits dem nächsten Fall entgegenfiebert . . .