Neues Buch

Überlebender des Terroranschlags von Wien: „Hass hat keinen Platz in meinem Herzen“

Bernadette Krassay und Andreas Wiesinger bei der Präsentation ihres Buchs.
Bernadette Krassay und Andreas Wiesinger bei der Präsentation ihres Buchs.(c) Mirjam Reither
  • Drucken

Andreas Wiesinger überlebte den Terroranschlag am 2. November 2020 in Wien. „Presse“-Redakteurin Bernadette Krassay schrieb seine Erinnerungen auf – in dem Buch „Neun Minuten“, das soeben erschienen ist.

„Du solltest ein Buch schreiben über das, was dir widerfahren ist.“ Mit dieser Anregung der „Presse“-Redakteurin Bernadette Krassay nach der Begegnung mit Andreas Wiesinger, einem Überlebenden des Terroranschlags von Wien am 2. November 2020, begann eine gemeinsame Reise. Das Ergebnis ist das Buch „Neun Minuten“ (Edition a, 160 Seiten, 22 Euro), das am Freitagabend in der Buchhandlung Thalia in der Wiener Landstraße präsentiert wurde. Der Titel bezieht sich auf die Dauer des Anschlags.

Geschrieben hat das Buch Krassay, die bei der „Presse“ im Inlandsressort arbeitet und unter anderem Themen rund um Kriminalität betreut, auf Grundlage der Erzählungen von Wiesinger, der sich nicht zugetraut hat, es selbst zu schreiben. Er habe nach dem Anschlag eine ganze Weile gebraucht, um zu begreifen, was an jenem Abend am Bermudadreieck in Wien passiert sei, sagt Wiesinger. Jemand, der auf andere schießt, sei mit Sicherheit böse. „Aber Menschen sind nicht böse“, so Wiesinger, der am Kopf und Knie verletzt wurde, mittlerweile aber vollständig genesen ist.

Diese Gedanken waren der Ausgangspunkt, um in zahlreichen Gesprächen mit Krassay das Geschehene aufzuarbeiten. Stattgefunden haben die Treffen auch im Lokal Philosoph, in dem Wiesinger sich aufgehalten hat, als der Attentäter zugeschlagen hat. Ganz in der Nähe starb dieser auch – erschossen von der Polizei.

Rückkehr an den Anschlagsort

Als Wiesinger zum ersten Mal an diesen Ort zurückkehrte, habe er gesehen, dass nicht nur für die Opfer des Anschlags Kerzen aufgestellt wurden, sondern auch für den Attentäter. Gedanken, sie auszublasen oder wegzutreten, habe er rasch verworfen. „Das würde bedeuten, dass er einen Platz in meinem Herzen hat. Den hat er aber nicht. Ebenso wenig wie Hass.“

Begleitet wurde die Buchpräsentation im Übrigen vom Cellisten Wolfgang Panhofer. Seine Frau, Alma, eine Ärztin, die am Bermudadreieck wohnt, versorgte an jenem Abend Wiesinger sowie andere Verletzte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.02.2023)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.