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Wien braucht ein Ende der Parallelgesellschaft

Parallelgesellschaft im öffentlichen Leben der Stadt.
Parallelgesellschaft im öffentlichen Leben der Stadt.APA
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Menschen, die unser Fortkommen behindern – weil sie auf der Treppe nebeneinander gehen.

Es kann nicht sein, dass eine Gruppe von Menschen sich einfach nicht anpasst. Dass sie sich all dem widersetzt, was eine Stadt am Laufen hält. Und sich damit all jenen, die doch einfach nur reibungslos vorankommen wollen, als Hindernis in den Weg stellt. Nein, es hat keinen Sinn, das Problem länger zu verleugnen und all jene, die es ansprechen, als Unmenschen zu brandmarken. Auch die Politik muss sich dem endlich stellen, das Problem klar benennen und die glasklare Diagnose zur Kenntnis nehmen: Es gibt eine Parallelgesellschaft, die unsere über Jahrzehnte gelernten und gelebten Werte mit Füßen tritt. Und diese Parallelgesellschaft müssen wir mit allen Mitteln bekämpfen, damit das Leben in unserer Stadt wieder lebenswert wird.

Warum, fragt man sich, müssen Menschen auf Rolltreppen parallel stehen? Warum stehen die Steher nicht linear auf der rechten Seite, damit auf der linken all jene, die schneller vorankommen wollen, einen Durchgang finden? Warum stehen sie nebeneinander und bilden so eine menschliche Mauer? Und auch auf Treppen begegnet man dieser Parallelgesellschaft – Menschen, die nebeneinander in der genau gleichen – sehr niedrigen – Geschwindigkeit gehen. Und an denen man nicht vorbeikommt, ohne zumindest ein wenig Körperkontakt haben zu müssen. Was gelegentlich auch dazu führt, dass man die U-Bahn gerade nicht mehr erwischt. Nur, weil die Herrschaften auf der Treppe meinen, dass ihr Tempo auch die Obergrenze für alle anderen sein muss. (Ähnlich wie die Bargeldzahler an der Supermarktkassa, die aus Ein- und Zwei-Cent-Stücken ein Mosaik im Wert von 13,57 Euro legen, aber das ist jetzt eine ganz andere Geschichte.)

Als Politiker könnte man jetzt einfach sagen, dass man die Strafen erhöhen muss. Allein, diese Art von Parallelgesellschaft ist in Wien nicht einmal verboten!

E-Mails an:erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.02.2023)

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