Schuld haben immer die anderen: Pekings Reaktion auf den Vorfall mit dem Überwachungsballon legt dessen diplomatisches Unvermögen offen.
Peking. Ganz gleich, wie man die Fakten dreht und wendet: Für die chinesische Regierung ist die Spionageballon-Causa nicht nur äußerst unangenehm, sondern auch das größte außenpolitische Eigentor seit Langem. Hinter den Kulissen wird die Affäre sicherlich einige Ministerialbeamte und Militärs die Karriere kosten. Nach außen hingegen lässt Peking keinerlei Reue durchschimmern: „Einige amerikanische Politiker und Medien nutzen die Situation nur aus, um China zu verleumden“, hieß es in einer Stellungnahme des Außenministeriums – frei nach dem Motto „Angriff ist die beste Verteidigung“.
Der vor dem US-Bundesstaat South Carolina abgeschossene Ballon hat bereits jetzt die Beziehung zwischen den zwei führenden Weltmächten nachhaltig vergiftet. Vor allem aber hat der Vorfall schonungslos offengelegt, wie sehr die chinesische Regierung mit ihrer voll Nationalstolz und Pseudoselbstbewusstsein aufgeladenen Rhetorik eine konstruktive Gesprächsgrundlage bereits im Vorfeld unmöglich macht.