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Dominic Thiem und die schier endlose Suche nach der Form

TENNIS - Davis Cup, CRO vs AUT
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Nach der Enttäuschung von Rijeka geht es für Dominic Thiem zurück auf die ATP-Tour. Der 29-jährige Niederösterreicher spielt der Reihe nach die Sand-Turniere in Buenos Aires (ab 13.2.), Rio de Janeiro und Santiago de Chile.

Der Ex-US-Open-Sieger hofft, dass er in Südamerika endlich so richtig Fahrt aufnehmen kann, auch in Richtung Form für die French Open. Primäres Ziel wäre es auch, sich im Ranking so zu verbessern, dass er in jedem Turnier wieder fix starten kann.

Thiem sieht vor allem weiteren Verbesserungsbedarf bei seiner Vorhand und auch beim Aufschlag. "Die Vorhand ist schon da, aber ich setze sie nicht oft genug so ein wie früher", analysierte Thiem schon am Samstag nach seiner Niederlage gegen Borna Gojo. Zudem verpasst er auch im Gegensatz zu früher freie bzw. rasche Punkte beim Aufschlag. "So wie ich serviere kommen sehr viele Bälle zurück. Ich habe wenig Asse, wenige Aufschläge, wo ich nichts mehr machen muss. Jetzt ist es zu häufig der Fall, dass ich gut serviere, danach weiter spielen muss und nicht so die Punkte aufbaue wie früher." Auch seinen an sich guten Kick-Aufschlag, mit dem er die Gegner weit aus dem Feld treiben kann, setzte er zuletzt weniger ein.

Der erste Schlag nach dem Aufschlag sei zur Zeit der größte Unterschied. "Teilweise, wenn ich in der Rallye bin, ist es echt okay, aber der erste Ball ist teilweise zu langsam und teilweise zu unplatziert." Mit seinem Ranking um Platz 100 wird Thiem natürlich vorerst auch weiterhin von Beginn weg starke Gegner erhalten können. "Ja, dort kann es auch böse ausschauen mit den Auslosungen", weiß auch Thiem. Doch will er nur annähernd wieder dorthin kommen, wo er schon einmal war, dann muss es auf Sandplatz jetzt bald klappen.

Bei der Abschluss-Pressekonferenz nach dem verlorenen Davis Cup ließ Kapitän und Ex-Top-Ten-Mann Jürgen Melzer auf APA-Nachfrage wissen, was er Thiem raten würde. "Da gibt es kein großartiges Geheimnis. Wenn er seinen Kopf so beieinander hat wie in den letzten zwei Tagen und er es schafft, zu akzeptieren, dass es im Moment spielerisch noch nicht das Gelbe vom Ei ist oder er noch nicht dort ist, wo er war, muss er es sich erarbeiten. Dreckige Siege sind genauso Siege, wenn man sich die teilweise im Kopf erkämpft", sagte Melzer.

Er könne ihm in Rijeka nichts vorwerfen. Thiem habe alles probiert. "Wenn er das auf die Tour mitnimmt, dann glaube ich, dass in Südamerika die dreckigen Siege auch kommen werden. Wenn du die einmal hast, dann geht es ein bisserl leichter."

Thiem gab dem Ex-French-Open-Halbfinalisten Recht. "Es sind Kleinigkeiten. Es ist genauso wie Jürgen sagt, darin liegt der Schlüssel, ich werde schauen, dass ich das bei den nächsten Turnieren auf die Reihe kriege." Aktuell spiele er mit weniger Überzeugung im Match. "Das wird sich nur mit Siegen ändern, im Training läuft das Werkl ganz gut."

Zum Nachdenken bleibt ihm nun etwas Zeit, in zwei Tagen fliegt er nach Argentinien. Danach werde er sehen, ob er die angefragte Wildcard für Indian Wells erhält, andernfalls spielt er dort Qualifikation. "Dann gibt es einige Optionen, es kommt darauf an wie ich die Turniere in Südamerika gespielt habe." Es gäbe die Möglichkeit zwischen Indian Wells und Miami ein ATP-Challenger zu spielen, die Qualifikation in Miami oder nach Europa zurückzukehren und auf Sand weiter zu trainieren.

Wichtig ist Thiem, dass er sich nun genügend Punkte holen kann. "Ja, das ist schon ein Ziel, dass ich mir wieder das Ranking erspiele, mit dem ich in jedem Turnier drinnen bin." Die erhoffte Wildcard für Indian Wells ist nicht mehr so selbstverständlich. "Irgendwann wird es auch mit den Wildcards vorbei sein, völlig verdient auch (lacht)."

Geäußert zum Zustand von Thiem hatte sich in Rijeka auch einer seiner Ex-Manager. "Ich habe in Australien wieder mehrmals mit ihm gesprochen. Das Gefühl ist, dass er gut drauf ist und gut trainiert, er bringt es halt nicht auf die Straße, das ist schade. Ob das an ihm liegt oder am Umfeld kann ich jetzt nicht beurteilen. Können tut er es nach wie vor", glaubte Herwig Straka im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur.

Ob es aus seiner Sicht auch am großteils spanisch sprechenden Umfeld liegen könnte? "Das ist ganz schwer für mich. Klarerweise macht es mehr Sinn ein Management mit der Muttersprache, aus dem eigenen Land, zu haben. Selbst die größten Spieler aller Zeiten haben letztlich viele Sponsoren im eigenen Markt. Roger Federer hat sechs oder sieben Sponsoren aus der Schweiz", erklärte Straka.

Den Markt aus dem man komme, zu negieren, sei immer gefährlich. "Insofern macht es wenig Sinn ein internationales Management zu haben, aber ich glaube nicht, dass das das Problem ist", ortet der Steirer andere Ursachen. "Für mein Gefühl ist nicht alles geordnet in seinem Kopf und das beschäftigt ihn. Wenn du 100 Prozent am Platz bringen musst, ist jedes Prozent, das du Energie verlierst, gefährlich."

Thiem hatte am Samstag nach seiner Niederlage jegliche Kommentare von außen für eher unwichtig erklärt. "Mein Management wird mich nicht zum besseren Spieler machen, mein Management wird auch nicht das Feuer in mir entfachen. Da ist es egal, wer mich managt."

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