Morgenglosse

Wenn Männer über "starke Frauen" reden

Johanna Mikl-Leitner
Johanna Mikl-Leitner APA/ROLAND SCHLAGER
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Die Landespolitik ist immer noch männlich dominiert. Bestrebungen, das zu ändern, sind nicht in Sicht.

Die Veranstaltung war bezeichnend: Im Kärntner Wahlkampf wurde gestern über das Thema „Starke Frauen brauchen starke Politik“ diskutiert. Und zwar großteils von - Männern. Die Parteien hatten zwei Politikerinnen zur Diskussion entsandt (Gaby Schaunig, SPÖ und Olga Voglauer, Grüne), aber gleich vier Politiker.

Die Landespolitik ist immer noch eine männliche Domäne, mehr noch als die Bundespolitik. Die niederösterreichische ÖVP beispielsweise stellt zwar eine Landeshauptfrau, hat aber einen männlich dominierten Landtagsklub. Gleich 21 von 23 Mandate werden künftig von Männern besetzt. Das ist kein Einzelfall. Die freiheitlichen Landtagsklubs sind fast durchgehend männlich dominiert, die ÖVP hat auch noch in Kärnten und dem Burgenland einen Frauenanteil unter 30 Prozent, die SPÖ ist im Burgenland und in Kärnten unter 40 Prozent, dafür aber in Tirol und Vorarlberg über 50 Prozent. Lediglich Grüne und Neos halten das Ziel der Geschlechterparität weitgehend ein.

Männliche Dominanz ist kein Spezifikum der Politik. Auch in den Vorständen von Großkonzernen dominieren immer noch Männerseilschaften. Oder, um beim eigenen Bereich zu bleiben: In den Chefredaktionen der Medien sind Frauen eindeutig unterrepräsentiert - auch wenn es da schon Fortschritte gegeben hat und weiter geben wird. Denn die Redaktionen, aus denen sich die Führungsetagen rekrutieren, werden zunehmend weiblicher.

Bei der Auswahl von Politikern, Konzernchefs und Chefredakteuren wird meist darauf verwiesen, dass Kompetenz das wichtigste Kriterium sei. Das mag für den Einzelfall durchaus stimmen, das Argument ignoriert aber die strukturellen und historische gewachsenen Benachteiligungen von Frauen. Wer für eine echte Gleichberechtigung eintritt, muss genau da ansetzen. Und gezielte Förderprogramme aufsetzen - dann werden rasch genügend kompetente Frauen für Führungspositionen zur Verfügung stehen.

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