Theater

Schauspielhaus Zürich: Intendanten müssen gehen

Der postdramatische Kurs von Nicolas Stemann und Benjamin von Blomberg brachte drastischen Publikumsschwund und ein Defizit.

Ein „Theater für alle“ hatten Nicolas Stemann und Benjamin von Blomberg, Intendanten des Zürcher Schauspielhauses seit 2019, versprochen. Das ging nicht auf. Der postdramatische Kurs mit starkem politischem Anspruch kam nicht an. Das Schauspielhaus sei zum „Selbstbestätigungsvehikel für ein überschaubares Milieu“ geworden, schrieb die „Neue Zürcher Zeitung“: Das Publikum sei mit der „Dauerpräsenz von Ideologie“ und mit den „Überschreibungen“ unzufrieden, es wolle etwa lieber Stücke sehen, die „von“ und nicht „nach“ Arthur Schnitzler sind. (Gemeint war die „Reigen“-Variation, die auch bei den Salzburger Festspielen enttäuscht hat.) „Mir tut es körperlich weh, wenn in Theatertexte reingeschnitten wird, wenn sie zensiert werden“, erklärte der Schauspieler Sebastian Rudolph.

So ging der Abo-Verkauf von 2021 auf 2022 um 28 Prozent zurück, die Auslastung 2021/22 betrug nur 60 Prozent, während die Zürcher Oper 83 Prozent hatte. Ein „Publikumsgipfel“, bei dem das Publikum wenig zu Wort kam, brachte keinen Stimmungsumschwung.

Den Ausschlag gaben aber jetzt die Finanzen: Das Schauspielhaus forderte 1,8 Millionen Franken zusätzlich zu den 38 Millionen, die es jährlich bekommt. Das wurde nicht bewilligt: Trotz großer Bemühungen auf allen Seiten habe man sich angesichts der finanziellen Herausforderungen nicht auf eine gemeinsame betriebswirtschaftlich strategische Ausrichtung des Schauspielhauses verständigen können, sagt Markus Bachofen, Präsident des Verwaltungsrats des Schauspielhauses. So wird der Fünfjahresvertrag von Stemann und Blomberg nicht verlängert. Beide verlassen Zürich im Frühling 2024.

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