Leitartikel

Man kann Migration nicht lösen, man kann sie nur managen

FILE PHOTO: The border fence between Morocco and Spain's north African enclave Melilla is seen along a road
FILE PHOTO: The border fence between Morocco and Spain's north African enclave Melilla is seen along a roadREUTERS
  • Drucken
  • Kommentieren

Forderungen nach der „Festung Österreich“ als Bollwerk gegen die Außenwelt bedienen einen kindlichen Fluchtreflex vor der europäischen Realität.

Die alte Maxime, wonach niemand eine Insel ist, gilt nicht nur für Menschen, sondern auch für Staaten – selbst solche, die sich tatsächlich auf Inseln befinden. Das von konservativen Exzentrikern regierte Großbritannien beispielsweise scheitert seit Jahren bei dem tragikomischen Versuch, sich seine Nachbarn am Kontinent wegzuwünschen. Die Japaner wiederum müssen mit der unangenehmen Tatsache fertigwerden, dass Nordkoreas Diktator, Kim Jong-un, in unregelmäßigen Zeitabständen Raketen über ihre Köpfe hinweg schießen lässt. Selbst das am anderen Ende der Welt liegende Australien ist bei seinen Bemühungen, die irreguläre maritime Migration in den Griff zu bekommen, auf die (zugegebenermaßen erkaufte) Unterstützung seiner Nachbarn angewiesen.

Diese Beispiele verdeutlichen, dass geografische Abgeschiedenheit keine Erlösung von gegenseitigen Abhängigkeiten bietet. Und schon gar nicht in der dicht besiedelten, vom Süden und Osten leicht erreichbaren Europäischen Union. Hier lebt man nahe beisammen und muss nolens volens mit seiner Umgebung zurechtkommen. Diese Intimität hat ihre guten Seiten – siehe etwa die sofortige humanitäre Reaktion der Europäer auf das verheerende Erdbeben in der Türkei. Dank dieser Nähe werden hoffentlich möglichst viele Menschenleben in den verwüsteten südöstlichen Landesteilen gerettet werden können. Aber sie hat auch ihre Schattenseiten, die sich immer dann manifestieren, wenn die EU unter Druck kommt.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.