Quergeschrieben

Boomer gegen Zoomer: Ui! Das ist Brutalität

Politikerinnen und Politiker verwursten gern Pensionsansprüche mit Sozial(fall)-Politik. Aber Pension ist eine Versicherungsleistung, keine staatliche Gnadengabe.

Mitunter lenken Nebensächlichkeiten den Blick aufs Wesentliche, wie z. B. die Frage 21 waagrecht im „Presse am Sonntag“-Kreuzworträtsel: „Wer oft nichts mit sich anzufangen weiß und sich fühlt wie auf dem Abstellgleis.“ Ja genau, der „Rentner“ war die Lösung. Nicht ganz so instant knackbar war letzthin das Rätsel, wer wohl bei der Regierungsklausur den Vorschlag abgeschmettert haben mag, dass Menschen, die in der Alterspension arbeiten, zumindest keine Pensionsversicherung mehr leisten müssen, die sich auf dem Rentenkonto sowieso mit plus/minus nix niederschlägt. Tatsächlich waren die Bremser, da schau her, die Grünen, die einen „absurden Verdrängungswettbewerb“ (© Markus Koza, grüner Sozialsprecher im Parlament) zwischen Alt und Jung daherfantasieren. Ähnlich tönt es aus dem ÖGB-Glaspalast: Menschen im erwerbsfähigen Alter würden dringender einen Job brauchen als Pensionisten. Ui! Boomer gegen Zoomer, das ist Brutalität. Rentner, zurück aufs Abstellgleis!

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Gern wedeln Politikerinnen und Politiker, deren Tagesgagen mitunter deutlich über der durchschnittlichen ASVG-Monatspension liegen, mit dem Generationenvertrag herum und verwursten Pensionsansprüche mit Sozial(fall)-Politik. Tatsächlich sind Pensionen Versicherungsleistungen und keine staatlichen Gnadengaben. Geschenkt, dass die eine Arzt- oder andere Juristengattin, die vom Karriere-Ehemann zwecks steuerlicher Absetzbarkeit als Teilzeitkraft scheinangestellt wurde, nun als Mindestpensionistinnen mit Zusatzzahlungen bedüddelt werden, müssen die anderen mit Realpensionsverlusten zurande kommen.

Beinahe alle, die kürzlich ihre Pension angetreten haben oder es bald tun werden, haben ein Vielfaches dessen, was sie nun herausbekommen, eingezahlt. Sie haben Steuern, Pensions- und Sozialversicherungsbeiträge abgeführt, Kinder vulgo Pensionseinzahlungsnachwüchse aufgezogen sowie die Renten ihrer eigenen Eltern finanziert. Nennt sich Solidaritätsprinzip. Hätten sie ihre Beiträge in Anleihen statt ins ASVG-Pensionssystem investiert, hätten sie vermutlich mehr zum (und vielleicht auch vom) Leben. Dennoch werden Alte medial als Sozialschmarotzer dargestellt, die riesige Löcher ins Budget und den Jungen die Butter vom Brot fressen, weshalb sie bitte bald den Löffel abgeben sollten. Längst ist auch der sogenannte Mittelstand von Altersarmut bedroht, schon vor fünf Jahren berechnete der „Trend“, dass Neorentner trotz höherer Beiträge aufgrund höherer Gehälter um ein Viertel weniger Pension kriegen als Ruheständler vor der Pensionsreform 2004. Bundesbeamte beziehen im Schnitt 3160 Euro Altersgeld, die durchschnittliche ASVG-Alterspension beträgt nur rund 1600 Euro brutto. Blöderweise lassen sich Miet- und Energiekosten selbst im fortgeschrittenen Alter nicht mit einem freundlichen Lächeln begleichen.

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