Titanic wieder im Kino

Wie tief kann man sinken?

Leonardo DiCaprio und Kate Winslet in James Camerons "Titanic".
Leonardo DiCaprio und Kate Winslet in James Camerons "Titanic".(c) Getty Images (Getty Images)
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3800 Meter im Fall der Titanic. Das Wrack liegt am Grund vor Neufundland. Der Film dazu ist nicht so leicht unterzukriegen.

Für ein längst versunkenes Schiff taucht die Titanic vergleichsweise häufig wieder auf. (Es sei gesagt: Die billigen Wortspiele haben hier ein Ende.) Zumindest ihre fiktionalisierte Nachbildung kehrt zurück. Zum heurigen 25-Jahr-Jubiläum wird es einen Re-Release des Filmes geben — technisch neu überarbeitet in allerhand Ziffer- und Buchstabenfolgen von 3-D und 4K bis HDR. Schon zum 15. und 20. Jubiläum kam der Film erneut auf die große Leinwand. Es scheint, die Faszination nimmt kein Ende.

Dabei zeigt sich selbst Regisseur James Cameron ermüdet davon, die immergleichen Fragen über sein episches Werk beantworten zu müssen: Hätten die Protagonisten Jack und Rose nun gemeinsam auf ihrer schwimmenden Tür Platz gefunden? Offensichtlich wollten das auch heute noch so viele Menschen wissen, dass sich der kanadische Regisseur gezwungen sah, eine wissenschaftliche Studie in Auftrag zu geben, um die Frage zu klären. Ein Unterkühlungsexperte baute das Floß aus dem Film nach, zwei Stuntleute mit ähnlichen Körpermaßen wie Jack und Rose wurden mit Sensoren ausgestattet, bevor sie ins Eiswasser gingen. Das erste Fazit: Einer von beiden musste sterben. Später gibt Cameron allerdings doch zu: Unter gewissen Umständen hätte Jack vielleicht doch überleben können. Den Diskussionen ist mit derlei unspezifischem Ergebnis wohl noch kein Ende gesetzt.

Filmkritikerinnen und -kritiker sind sich mit mehr oder weniger gerümpfter Nase darüber einig, warum der Film kommerziell so erfolgreich war (14 Oscars und 1,84 Milliarden Dollar Einnahmen an den Kinokassen): Der historische Hintergrund steigert die Dramatik, die tragische Liebesgeschichte zweier äußerst attraktiver junger Helden aus unterschiedlichen Klassen und die menschliche Machtlosigkeit gegenüber Naturgewalten tragen ihren Teil dazu bei. Nachdem der Kinoerfolg des Films aber erst mehr als ein Jahrzehnt später vom nächsten Monumentalwerk desselben Regisseurs, James Cameron, übertrumpft werden konnte, liegt der Schluss nahe, dass dieser Mann und seine Arbeitsweise der ausschlaggebende Publikumsmagnet sind.

Die Ärmel hochkrempeln

Dabei verlief die Zusammenarbeit nicht immer reibungslos, Hauptdarstellerin Kate Winslet sagte nach den Dreharbeiten in Interviews, man müsse ihr viel Geld zahlen, damit sie wieder mit Cameron arbeite. 25 Jahre nach dem Dreh von „Titanic“ musste das Gehalt also gestimmt haben, Winslet arbeitete abermals an seiner Seite für „Avatar: The Way of Water“. Unter den Darstellern hatte Cameron den Spitznamen „Mij“ — also Jim invertiert — für seine schlecht gelaunten Phasen, der Mr. Hyde also zu seinem Dr. Jekyll. Nach dem Dreh von „Titanic“ wurde viel Kritik rund um den Regisseur und seine militärische Handhabe am Set laut. Auch die Produktionsfirmen wurden nervös, als klar wurde, dass der Filme mit 200 Millionen Dollar der teuerste aller Zeiten werden sollte.

Kehrseite beider Kritikpunkte ist wohl Camerons Detailverliebtheit, Innovationsgeist und Perfektionismus, die seinen Erfolg ausmachen. Er ist ein hemdsärmliger Regisseur, begreift sich als Teil der Arbeiterklasse, besitzt mehrere „Gatschhupfer“ und Motorräder, einst nannte er einen Helikopter sein Eigen, er schwimmt gern mit Haien und tiefer als jeder Tauchlehrer. Gleichzeitig hat er technische Neuerungen im Filmbereich vorangetrieben wie kaum einer vor ihm. Im Herzen seiner Erzählungen steht dann trotzdem immer wieder eine Frau, eine Mutter, eine Sarah Connor, eine Rose, eine blaue Kriegerin aus dem Na’vi-Clan. Weshalb Steven Spielberg ihm wohl auch zuschreibt, ein sehr emotionaler Geschichtenerzähler zu sein. Und damit füllt er auch heute noch Kinosäle — was nicht selbstverständlich ist. 

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