Sensation

Neues Feuer für die saudische Fußball-Euphorie

Al-Hilal-Spieler feiern
Al-Hilal-Spieler feiernREUTERS
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Al-Hilal überraschte bei der Klub-WM mit dem Finaleinzug. Noch fußen saudische Erfolge nicht auf nachhaltiger Nachwuchsarbeit. Ob Cristiano Ronaldo am Anfang des nötigen Image-Wandels stehen kann?

Tanger. Seit Cristiano Ronaldo nach Saudiarabien gewechselt ist, hat der dortige Fußball immerhin die Wahrnehmungsgrenze in Europa überschritten. Mit dem jüngsten Highlight aber haben der portugiesische Altstar und sein Klub Al-Nasr nichts zu schaffen, denn bei der Klub-WM sind sie nur in der Zuschauerrolle. Die Bühne dort gehört Hauptstadtrivalen Al-Hilal, seineszeichens saudischer Rekordmeister, und als asiatischer Champions-League-Sieger (2021, denn die Vorjahresauflage wird erst ausgespielt) für die Suche nach dem Klubweltmeister qualifiziert.

Mit dem 3:2-Halbfinalsieg gegen den südamerikanischen Champion Flamengo Rio de Janeiro vollbrachte Al-Hilal Historisches: Erstmals wird am Samstag (20 Uhr, live Fifa+) ein saudischer Klub um den Titel spielen. Gegner ist Real Madrid.

Für die saudische Fußball-Begeisterung ist das der nächste Höhepunkt nachdem die Nationalmannschaft jüngst bei der WM-Endrunde für Furore gesorgt hat. Immerhin brachten die Saudis zum Auftakt die späteren Weltmeister aus Argentinien zur Verzweiflung, der 2:1-Erfolg firmiert als Sensation des Turniers.

Man sollte vermuten, dass Saudiarabiens Spieler seither unantastbaren Heldenstatus genießen, das aber ist selbst bei Mohammed Al-Owais nicht der Fall. Der Nationaltorhüter hatte großen Anteil daran, dass Lionel Messi und Kollegen zur Verzweiflung gebracht wurden, bei Arbeitgeber Al-Hilal muss er sich trotzdem als Nummer zwei begnügen. Obwohl die Hälfte der Spieler in Saudiarabiens WM-Kaders bei Al-Hilal unter Vertrag stand, fanden sich gegen Flamengo gerade einmal drei davon in der Startelf. Stattdessen setzt Trainer Ramon Diaz aus Argentinien auf ausländische Routine – obgleich diese deutlich weniger prominent ist als Ronaldo bei Al-Nasr.

Der Blick in die USA

Die Vision von Kronprinz Mohammed bin Salman ist klar: Saudiarabien soll zur Fußballmacht werden, die WM 2030 im eigenen Land stattfinden. Für das Nationalteam der Zukunft ist eine starke nationale Liga die Basis. Davon ist die seit 1975 ausgetragene Saudi Pro League allerdings noch weit entfernt: Im Vorjahr betrugen die Einnahmen aus Sponsoren und Werbung gerade einmal rund 120 Millionen Euro, bei der deutschen Bundesliga waren es im Vergleich dazu über eine Milliarde.

Neben den einheimischen Profis sind es (kleinere) internationale Namen, die sich den Spätherbst ihrer Karriere in der Wüste noch einmal vergolden lassen. Ein Weg, den einst auch die nordamerikanische Major League Soccer gegangen ist oder zuletzt die chinesische Super League. Während Letztere mit Corona wieder im Niemandsland versunken ist, hat die US-Liga inzwischen den Image-Wandel vollzogen. Längst werden die Stadien zwischen Los Angeles und New York mehr als nur als Zwischenstation, sondern Sprungbrett für Talente gesehen. Ob ausgerechnet Ronaldo den Weg dorthin weisen kann? (swi)

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