Kolumne zum Tag

Kuhmilch oder Haferdrink?

Die Presse (Clemens Fabry)
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Die über Jahrzehnte propagierte Botschaft der gesunden Kuhmilch entspricht nicht mehr unbedingt wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Anfang der Woche konnte ich wieder einmal nicht schlafen. (War es der Vollmond oder doch die Gedanken an diese Kolumne? Das ist jetzt egal.) Nach langem Hin-und-Herwälzen gab ich also auf und dafür dem Drang nach, mich über die angefangene Kekspackung herzumachen. Dazu ein kaltes Glas Milch, weil einfach jedes Keks mit Milch besser schmeckt.

Kekse mitten in der Nacht? Vermutlich nicht das Allerbeste für meinen Körper. Aber zumindest bei der Milch kann man nicht so viel falsch machen. Die ist doch gesund, sagte mein Unterbewusstsein, das weiß doch jedes Kind.

Stimmt das auch? Nach einer entsprechenden Recherche weiß ich, dass die über Jahrzehnte propagierte Botschaft der gesunden Kuhmilch, die so fix in meinem Kopf abgespeichert ist, nicht mehr unbedingt wissenschaftlichen Erkenntnissen entspricht. Dass etwa Milchkonsum Erwachsene vor Osteoporose schützt, ist ein widerlegter Mythos, und auch sonst gibt es viele gesundheitliche Gründe, Milch wegzulassen, wie sie zu trinken.

Haferdrink, sorry

Nicht nur deswegen sind pflanzliche Milchalternativen auf dem Vormarsch. Hafer-, Soja- oder Mandelmilch schneiden in der Klimabilanz um ein vielfaches besser ab als Kuhmilch – bei deren Herstellung (im globalen Durchschnitt) etwa so viel CO2 verbraucht wird, wie wenn ein Liter Benzin verbrannt wird. Hafermilch produziert gerade einmal ein Drittel so viel.

Haferdrink, sorry, Milch darf man ja nicht sagen. Genauso wenig wie das Land Tirol Werbung dafür machen darf – und einen Werbespot, bei dem der Krampus einen Hafermilchkaffee getrunken hat, auf Geheiß der Landwirtschaftskammer wieder zurückrufen musste. Aus Respekt vor den heimischen Bauern. Was dabei übrigens nicht gesagt wurde: dass Milchbauern schon lang vor dem Hafer-Hype ums Überleben kämpften.

Es gibt viele gute Gründe, das Glas Milch zu den Keksen wegzulassen. Die Entscheidung muss natürlich jede selbst treffen. Wenn dabei das Unterbewusstsein nicht nur auf tradiertes Wissen zurückgreift, umso besser.

E-Mails an: teresa.wirth@diepresse.com

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