Ausstellung

Mega-Schau in Amsterdam: Näher, Vermeer, zu dir!

Ohrringe damals und jetzt: Der Barockmaler Vermeer wirkt auf uns fast heutig.
Ohrringe damals und jetzt: Der Barockmaler Vermeer wirkt auf uns fast heutig.(c) Rijksmuseum/ Henk Wildschut
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Nie fanden mehr Vermeer-Gemälde zusammen als derzeit im Rijksmuseum – auch nicht im Atelier des Malers selbst. Nicht abzusprechen ist dem schmalen Werk eine gewisse Redundanz von Mädchen in Innenräumen. Hat das mit der Camera Obscura zu tun, die Jesuiten in Vermeers Nachbarschaft als Offenbarung Gottes feierten?

Suggestiver – man könnte auch sagen: manipulierender – wie derzeit im Amsterdamer Rijksmuseum kann man Kunstgeschichte nicht inszenieren: Der Mythos, der hier so eindrücklich serviert wird, eingebettet in Wogen schwerer, dunkelblauer Samtvorhänge, heißt Vermeer, als Premium-Marke längst für sich stehend. Die Bilder, die dabei gezeigt werden? Allesamt Ikonen der inzwischen uneingeschränkten Verehrung dieses (auf uns fast heutig wirkenden) barocken Malers. Was mit dem filmisch oder fotografisch anmutenden Reiz seiner reduzierten Szenen zu tun hat: Kein Zufall, dass die Anbetung Vermeers erst gut 100 Jahre alt ist. Und einer Zeit entspringt, in der sich unser Blick diesen neuen Medien endgültig und unwiederrufbar ausgeliefert hat.

Als das Rijksmuseum 1885 eröffnet wurde, fand man Vermeers Namen etwa noch nicht würdig, in der zentralen Ehrengalerie der Außenfassade erwähnt zu werden; er findet sich nur an der Seite. Heute reichen allein zwei haushoch aufgeblasene Details, die auf dieser Fassade plakatiert wurden, um uns wissen zu lassen: Hier ist sie. Die Chance unseres Lebens. Vermeers Bilder in bisher unerreichter Konzentration erleben zu dürfen. „Experience“ und „Once in a Lifetime“ lauten die Marketing-Ausdrücke, mit denen derlei „Blockbuster“ operieren, um ihre Superlative zu erreichen. Die rechtfertigen sollen, dass derart gehütetes Weltkulturerbe rund um die Welt geschickt wird, aus Sammlungen aus Japan und den USA, aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Irland etc. Nur nicht aus Wien – die „Malkunst“ aus dem KHM fehlt hier (die „Presse“ berichtete). Aus Furcht, das Hauptwerk könnte aufgrund der Verkaufsgeschichte in der Nazi-Zeit beschlagnahmt werden.

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