Künstliche Intelligenz

Google: Künstliche Intelligenz überall

Reuters
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Künstliche Intelligenz ist bei Google nicht erst seit ChatGPT von OpenAI ein Thema. Seit Jahren ist die Technologie elementarer Bestandteil vieler Google Dienste. Einige davon bekommen große und kleinere Updates. Ein Überblick.

Mehr als 85 Prozent der Online-Nutzer vertrauen bei ihren Suchen auf Google. Umso überraschender ist, dass Google vor Microsofts Investitionen in ChatGPT von OpenAI die Knie schlackern sollen. Vor allem, wenn man bedenkt, dass nur knapp neun Prozent weltweit auf Bing vertrauen. Die Microsoft-Suchmaschine ist bei weitem kein großer Konkurrent. Dennoch, die Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz sind nun zu einem breitenwirksamen Thema geworden. Grund genug für Google in einer Pressekonferenz auf die vielen Bereiche aufmerksam zu machen, in denen KI-Features schon längst zum Einsatz kommen. Auch zu Bard, dem ChatGPT-Konkurrenten gab es ein paar Neuigkeiten.

Fest steht: Wer jetzt nicht auf Künstliche Intelligenz setzt, wirkt nicht mehr innovativ. Microsoft setzt auf ChatGPT, Google will mit einer abgespeckten Lamda-Variante namens "Bard" ganz vorne mitspielen. Und in China vermeldet Baidu den Einsatz einer eigenen Künstlichen Intelligenz. Die Art, wie wir suchen wird sich verändern. So, wie sie es seit mehr als zwei Jahrzehnten laufenden Änderungen unterliegt.

Auf mehr als 25 Jahre Erfahrung blickt Google bei seiner Suchmaschine und Machine Learning, bzw. Künstliche Intelligenz ist seit geraumer Zeit ein elementarer Bestandteil. Nach der Ankündigung am Montag, dass "Bard" bereits für einen erlauchten Kreis zum Testen zur Verfügung steht und in wenigen Wochen weiteren Personen zur Verfügung gestellt werden soll, folgte nun ein - laut Google seit mehreren Wochen geplantes Event - zu den weitreichenderen Neuigkeiten im Bereich Suche. Diese umfasst weit mehr als nur die altbekannte Suchzeile.

25 Jahre alt ist die Google Suche. Sie sei noch immer der größte "Moonshot". Das Problem dabei: Der Mond bewege sich ständig weiter. Suche funktioniere immer mehr wie unser Gehirn. Wenn wir etwas sehen, können wir es googeln, leitet Google die Präsentation ein.

Google Lens - mit der Kamera auf Entdeckungsreise

"Kameras bieten eine tolle Möglichkeit, die Welt um uns herum zu erkunden und zu verstehen", sagt Liz Reid während der Präsentation in Paris. Tatsächlich wird die Kamera-Funktion bereits jetzt mehr als zehn Milliarden Mal pro Monat verwendet.

Wie es funktioniert:

Als Beispiel: Bekommen wir Videos von Freunden aus dem Urlaub und sehen darauf ein interessantes Gebäude, kann über Google Lens und den integrierten Assistant die "Search Screen"-Funktion aktiviert werden. Automatisch wird dann das Bild analysiert und wir bekommen Vorschläge geliefert, um welches Gebäude es sich handelt. Über eben diese Funktion kann natürlich auch geshoppt werden: Wer auf einem Bild den genau passenden Couchtisch seht, kann nach diesem ebenfalls gesucht werden. Google nennt dieses Verschmelzen der Text-, Sprach- und Bildersuche simpel Kombi-Suche. Diese ist ab sofort auf iOS und Android-Geräten in allen Sprachen und Ländern verfügbar.1. Um loszulegen, öffnet die Google App und tippt auf das Lens-Symbol in der Suchleiste.
2. Mit der Google Lens-Funktion könnt ihr direkt mit eurer Smartphone-Kamera suchen – entweder, indem ihr direkt ein Foto von dem macht, was ihr vor euch seht oder ein bereits bestehendes Bild / Screenshot öffnet.
3. Wenn ihr das Bild via Google Lens gemacht oder das Bild / den Screenshot über Google Lens öffnet, habt ihr auch die Möglichkeit, die Suche auf einen bestimmten Ausschnitt einzugrenzen, indem ihr den Suchbereich auf dem Bildschirm markiert oder verschiebt.
4. Im nächsten Schritt könnt ihr hochwischen, um zu den Suchergebnissen zu gelangen und mit ihnen zu interagieren.
5. Mit der Option „+ Deiner Suche hinzufügen“ könnt ihr in der Suchleiste die Suchanfrage um weitere Details wie Suchbegriffe oder Fragestellungen ergänzen, um die Suche zu verfeinern.

Noch ein bisschen warten wird man auf diese Funktion warten müssen: Wem es gerade nach einer bestimmten Speise gelüstet, kann diese in der Google-App eintippen und sich anzeigen lassen, wo diese in der Nähe angeboten wird.

Dass für die Google-Präsentation Paris gewählt wurde, hat auch einen tieferen Grund: in der französischen Hauptstadt kümmern sich Googles Entwickler um Machine Learning. Dazu gehören auch Algorithmen, die menschliche Interaktion mit Computern und die Wahrnehmung solcher. Aus Paris stammt eben jene Funktion, geschriebenen Text auf Bildern zu erkennen, zu extrahieren und zu übersetzen. Darüber hinaus ist auch die Bildersuche in Paris entwickelt worden.

Lost im Einkaufszentrum?

Wer kennt es nicht? In einer fremden Stadt unterwegs, aber komplett die Kontrolle verloren. Die Straßen und Plätze schauen in Echt ganz anders aus als auf der virtuellen Karte. Hier setzt Google jetzt auf Augmented Reality und überlagert die auf der Kamera zu sehenden Straßen mit den Eckpunkten von Google Maps. Zudem kann nach Lokalen in der Nähe gesucht werden. Google blendet dann gesuchte Kaffeehäuser samt Bewertungen und Distanz ein. Klickt man darauf, sieht man die Öffnungszeiten und wie stark frequentiert das Lokal zu bestimmten Zeiten ist.

Ähnliches gilt auch für Einkaufszentren und Flughäfen. Das Angebot soll in den kommenden Monaten auf mehr als 1000 neue Orte ausgedehnt werden.

Apropos Google Maps: Schon jetzt kann man sich spritsparende Strecken anzeigen lassen. Hier wird nun das Angebot auf Elektroautos erweitert. Welche Strecken bieten Ultraschnellladestationen und auch die dafür entsprechenden Stopps werden in die Routenberechnung miteinbezogen.

Übersetzungstool wird erweitert

Schon jetzt ist Google Translate ein mächtiges und präzises Tool. Bedenkt man die Anfänge, besonders für den deutschen Sprachraum, ist der Leistungsumfang beachtlich. Die Neuerungen umfassen Übersetzungsoptionen und zusätzliche Beschreibungen. In den kommenden Wochen soll hier ein Update für die Sprachen Englisch, Deutsch, Französisch sowie Spanisch und Japanisch ausgerollt werden.

Googles "Bard" spielt kaum eine Rolle

Gemessen an der Präsentation und den vorgestellten Updates, die in den kommenden Wochen und Monaten geplant sind, hält sich Google bezüglich seiner Künstlichen Intelligenz bedeckt. Man ist sehr darauf bedacht, "verantwortungsvoll und bedacht" mit der KI vorzugehen. Darum wird wohl auch nur eine Light-Version des Large-Language-Modells Lamda in die Suche integriert und vorher intensiv getestet. Gemessen daran, dass weltweit knapp 85 Prozent der Internetnutzer auf Google vertrauen, ist die Vorsicht auch mehr als verständlich. Aktuell sollen Entwickler "Bard" auf Herz und Nieren prüfen, bevor ein erweiterter Nutzerkreis für die neue Suche freigeschaltet wird. Google hält sich auch bedeckt, wenn es darum geht, wann man den Schalter umlegen wird, um es allen zugänglich zu machen. "Wir wollen Nutzer vor Schäden bewahren, darum muss die Software intensiv getestet werden", sagt Liz Reid von Google.

Eine kleine Demo gab es dann aber doch, die zeigen soll, wozu "Bard" künftig in der Lage sein wird. So wird "Bard" gefragt, welche Vor- und Nachteile es beim Kauf eines Elektroautos zu bedenken gibt.

Anschließend an diese Frage, wird "Bard" nach einer Reiseroute und möglichen Stopps von San Francisco nach Santa Cruz gefragt. Auch hier liefert die KI schnell Tipps und eine Route mit entsprechenden Ladestopps.

Kann die Künstliche Intelligenz keine konkrete Antwort liefern, wird eine entsprechende Auswahl an Artikeln gezeigt. Mehrere Inhalte werden direkt unter dem Suchfeld angezeigt - vor der Werbung und weiterführenden Links.

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