Quergeschrieben

Nicht „wir“ müssen Fehler gestehen, Van der Bellen müsste sie gestehen

Wenn der Oberbefehlshaber des Bundesheers beklagt, dieses sei ausgehungert worden, aber dafür keine Mitverantwortung übernimmt, ist das etwas seltsam.

Es war eine auf den ersten Blick irgendwie sympathische, weil durchaus auch selbstkritisch tönende Bemerkung, die Alexander Van der Bellen am Rand seines jüngsten Besuchs in Kiew zu Protokoll gab. „Wir in Österreich müssen gestehen“, meinte der Bundespräsident, „unsere Armee nach zehn Jahren finanzieller Aushungerung so vernachlässigt zu haben, dass ich nicht wüsste, welche Waffen wir (der Ukraine, Anm.) liefern könnten.“

Auf den zweiten Blick wirft die Einlassung des Staatsoberhaupts Fragen auf, die der Herr Bundespräsident nicht beantwortet hat. Und die Zweifel an der Art seiner Amtsführung in diesem Kontext nahelegen. Denn Van der Bellen ist als Bundespräsident auch Oberbefehlshaber des Bundesheers und diesem daher in hohem Maß verpflichtet. Wenn er meint, dieses Bundesheer sei in den letzten zehn Jahren finanziell ausgehungert worden, so darf hinzugefügt werden, dass er in sechs dieser zehn Jahre Staatsoberhaupt und Oberbefehlshaber war. Der dieses „Aushungern“ jedenfalls hingenommen hat, ohne auch nur einen erkennbaren Versuch unternommen zu haben, daran etwas zu ändern.

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