Pizzicato

„Top Gun“ in Slim-Fit

Bei Truppenvisiten tragen US-Präsidenten gern dick auf, und sie werfen sich markig in bauschige Fliegerjacken.

George W. Bush schlüpfte gar in eine Fliegeruniform, um auf einem Flugzeugträger in Südkalifornien – voreilig, wie sich bald herausstellen sollte – 2003 das Ende des Irak-Kriegs zu proklamieren: „Mission erfüllt.“

Joe Biden trägt zwar gern die Ray-Ban-Fliegerbrille „Aviator“ zur Schau. Doch als Wolodymyr Selenskij kurz vor Weihnachten im olivgrünen Militärlook des Kriegspräsidenten – seinem Markenzeichen – im Weißen Haus auftrat, blieb er in Zivil. Und so hielten es auch Ursula von der Leyen, Emmanuel Macron und Olaf Scholz bei der Stippvisite des ukrainischen Präsidenten in Paris und Brüssel.

London aber ist anders. Nicht, dass König Charles seine Pilotenuniform aus dem Schrank geholt hätte. Boris Johnson hätte indes keine Sekunde gezögert, um sich als Oberkommandant in schmucker Uniform zu inszenieren – egal, welche Figur er dabei gemacht hätte. Rishi Sunak ist nicht Boris Johnson, und doch tauschte er seinen Slim-Fit-Anzug mit Fliegerhelm, Jacke und Militärstiefel, um nicht gegen Selenskij abzufallen. Eine Militärshow à la „Top Gun“, Sunak im Stil von Tom Cruise. Rishi Sunak ist zwar im Krieg, vorerst jedoch nur mit seinen Tories – mit einem Teil seiner eigenen Partei, die doch lieber Johnson an der Spitze sähe. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.02.2023)

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